Der Garajonay auf La Gomera.

Hitzeschlacht auf La Gomera

Die Besteigung des Alto de Garajonay


02. – 04. August 2013 • Autor: bra.


Übersicht

Unsere dreitägige Tour zum Alto de Garajonay beginnt mit der Ankunft auf La Gomera. Nach einer Nacht unter freiem Himmel wandern wir sogleich hinein in den traumhaften Nationalpark. Über die Playa del Santiago und die GM-2 erreichen wir nach einer weiteren Nacht die Steinskulpturen der Los Roques. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Gipfel, den wir nach einem kurzen Kampf mit der Natur schlussendlich erreichen. Hier versperrt uns zwar die sandige Luft etwas die Aussicht, aber dennoch genießen wir diesen tollen Moment.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 231

Rückblick

Die Kanaren im Zeitraffer
(In Kooperation mit APTP)

Wir sind zurück auf den Kanaren! Unser erster Besuch im Vorjahr war ein wirkliches Abenteuer und mit der Besteigung des Pico de La Mérica (857m) und des Pico del Teide (3718m) auch sehr erfolgreich. In diesem Jahr nun steht der Alto de Garajonay (1487m) auf unser Bucket-List und wir befinden uns gerade auf der Fähre zum Zielort...

Die ersten Meter in den Nationalpark

In der Abenddämmerung kommt das Schiff auf La Gomera an. Unser Ziel ist die Besteigung des Alto de Garajonay (1487m) innerhalb von zwei Tagen. Nachdem wir in den Hafen von San Sebastián (5m) eingelaufen sind, gehen wir zunächst nach Westen, oben auf den Klippen entlang und suchen uns einen Schlafplatz. Nach circa 15 Minuten finden wir linkerhand, ein wenig abseits des Weges, einen von Menschenhand angelegten Schlafplatz inklusive einer Steinbank für genau zwei Personen. Hier machen wir es uns bequem, blicken auf den dunklen Ozean, der unter uns liegt und genießen das angenehm warme Augustwetter. Wir freuen uns, dass wir endlich nach langer Zeit wieder im Freien übernachten können. Das Himmelszelt und der Sternenhimmel, unser liebstes »Schlafzimmer«.

Abendstimmung auf La Gomera.

Das abendliche Panorama lädt zum Übernachten im Freien ein.

Am nächsten Morgen geht es nach einem »Powerfrühstück« (eine Handvoll Nüsse) weiter ins Landesinnere, wobei wir zunächst an zwei Stränden vorbeikommen: einem abgelegenen einsamen Strand mit einer Hütte und einem Strand mit Hotel namens Finca El Cabrito. Die Gäste werden hier mangels Anfahrtmöglichkeit von den Bediensteten mit Allrad abgeholt und zum Hotel befördert.

Nachdem wir hier unsere Wasservorräte aufgefüllt haben, die innerhalb kürzester Zeit von jeweils sechs Liter auf nur zwei Liter geschrumpft sind, steigen wir die andere Seite des Barranco del Cabrito hinauf zum Punta del Cabrito. Von diesem Aussichtspunkt aus lässt sich das im Tal liegende Hotel und der Atlantik wunderbar beobachten. Die Landschaft ist jedoch sehr karg, was im Süden La Gomeras für diese Jahreszeit durchaus normal ist. Nur ein paar Sträucher und die eine oder andere Palme säumen unseren Weg.

Nachdem wir unsere Kräfte gesammelt haben, geht es weiter zum anstrengendsten Teil der Tour. Dies liegt jedoch nicht am technischen Schwierigkeitsgrad, sondern an der überaus starken Sonneneinstrahlung und den dadurch schwindenden Wasservorräten. Wir kommen an verlassenen Dörfern und verfallenen Häusern vorbei, die in unserer Wanderkarte noch als existierend beschrieben werden. Hier können wir die Abwanderung der Jugend und die Verstädterung praktisch hautnah mit ansehen.

Verwaiste Häuser auf La Gomera.

Immer wieder treffen wir in der kargen Landschaft auf verlassene Häuser.

Suche nach Wasser

Eine der besten Erfahrungen machen wir in der Nähe einiger verlassener Höhlenhäuser, die am Wegesrand in die Klippen gebaut wurden. Hier muss es irgendwo Wasser geben, da der Umkreis von wilden Pflanzen, kleinen Bäumen und Palmen nur so wimmelt. Als wir weitergehen, treffen wir zwei jugendliche Einheimische, die vor der Sonne Schutz suchen (an einem herausragenden Steinblock, der ein wenig Schatten spendet). Sie merken, dass die Sonne uns zu schaffen macht und unsere Wasservorräte mal wieder zur Neige gehen, und zeigen uns eine geheime Quelle, in der wir alle Flaschen wieder auffüllen. Es handelt sich um ein kleines Steinloch, das mit einem Stein verschlossen ist. Dahinter befindet sich direkt trinkbares Wasser. Wir bedanken uns überschwänglich bei den Gomeros und setzen unseren Weg fort.

Gleich danach kommen wir ins Barranco del Guincho, wo wir auf halber Höhe an der Ostseite entlanggehen. Diese Tour ist wirklich zu empfehlen. Es bietet sich hinter jeder Windung des Weges ein neuer, noch besserer Ausblick. Wirklich atemberaubend! Ich wusste ja aus letztem Jahr, dass La Gomera unvergleichlich ist, aber der Anblick, der sich mir hier bietet … Mir ist einfach nicht mehr bewusst, wie geil diese Insel ist! (Oder ist dies einfach nur der Wassermangel und einsetzende Dehydrierung? Ich bin mir nicht sicher.)

Schließlich treffen wir leicht nördlich von Jerduñe (770m) auf die Hauptstraße, die zum Playa del Santiago führt. Wir setzen unseren Weg bis zur Kreuzung der Straßen GM-2 und GM-3, dem dort liegenden Aussichtspunkt und dem kleinen Restaurant, fort. Im Restaurant können wir zum dritten und letzten Mal an diesem Tag die Flaschen auffüllen, was auch schon wieder bitter notwendig ist. Wir beschließen, am nächsten Tag planvoller mit unseren Wasservorräten umzugehen, insbesondere, da wir auf dem kommenden Weg keine Verpflegungsstation finden können.

Bildergalerie: Der lange Weg zum Alto de Garajonay

Nachdem wir den lohnenswerten Aussichtspunkt in Augenschein genommen haben, der einen Blick auf den gegenüberliegenden, wolkenverhangenen Berghang und das dazwischenliegende Tal inklusive einem kleinem Stausee freigibt, nehmen wir den letzten Abschnitt des Tages in Angriff: Wir gehen kurz die GM-2 entlang und nehmen gleich im Anschluss die Treppen nach Norden, um zur Ermita de las Nieves (1105m) zu gelangen. Hier machten wir endgültig Halt und genießen eine weitere Nacht im Freien. Neben den Sternen bietet sich uns nun auch ein Blick auf die Strandlichter Teneriffas. Nachdem ich am nächsten Tag früh wach bin und Zeit habe (mein Wanderkumpane ist ein Langschläfer und hat sich noch einige Zeit in seinen Schlafsack zurückgezogen), schieße ich ein paar Fotos von der aufgehenden Sonne und den sich verändernden Lichtverhältnissen.

Reise in die Vergangenheit

Als wir alle wieder zum Leben erwacht sind, geht es weiter, hinein in den sagenumwobenen Lorbeerwald (Laurisilva), der den Hauptbestandteil des Nationalparks Garajonay ausmacht. Insbesondere bei Nebel fühlt man sich in eine andere, lange vergangene Zeit zurückversetzt, wenn die moosbewachsenen Äste aus der Nebelwand langsam auftauchen. Es wirkt alles unwirklich und doch so lebendig.

Ein Lorbweerwald auf La Gomera.

Traumhaft schmiegt sich der Lorbeerwald um den Wanderweg.

Nach einiger Zeit kommen wir aus dem Wald heraus und sehen vor uns die Steinskulpturen der Los Roques (1095m): eines der wohl schönsten und interessantesten natürlichen Monumente La Gomeras, das durch die GM-2 in zwei Seiten geteilt wird und vom Lorbeerwald umschlossen ist. Gleichzeitig erkennen wir ganze Felder an verbranntem Wald, schwarze, große Stiele, die aus dem Boden herausragen. Dies sind die Überreste des verheerendsten Brandes in der Geschichte La Gomeras, der im Vorjahr (2012) die Insel verwüstete und damals auch uns schlaflose Nächte bereitete. Er führte damals zum Abbruch der eigentlich geplanten Tour und zur Rückkehr nach Teneriffa.

Dieses Mal ist der Anblick der vergangenen Katastrophe zwar auch schlimm, aber weit weniger gefährlich. Am vor uns liegenden Parkplatz warnt auch ein Mahnmal an Verstorbene bei einem länger zurückliegenden Waldbrand. Von hier aus ist der Gipfel des Alto de Garajonay (1487m) mit Entfernungsangabe ausgeschrieben. Der Weg führt zum großen Teil durch den Wald hindurch, immer nach oben. Die angegebenen Aussichtspunkte lassen wir uns natürlich nicht entgehen, führen sie doch zu einer abwechslungsreicheren Sicht auf die Natur La Gomeras. Immer wieder führt der Weg durch verbrannten Wald, wobei die Selbstheilungskräfte der Natur zum Vorschein kommen: Wir müssen uns durch meterhohe, frischgewachsene Gräser und Sträucher kämpfen, die den plötzlich vorhandenen Raum nutzen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die Wanderung durch den Wald hat jedoch den Vorteil, dass der Wasserverbrauch deutlich schrumpft, so dass unsere Wasserreserven bis zum Gipfel reichen.

Der Gipfel des Nationalparks

Alto de Garajonay
LandSpanien
InselgruppeKanaren
InselLa Gomera
Höhe1487 m
Koordinaten28°06′35″N, 17°14′54″W

Leider nimmt mit der Zeit die Eintönigkeit doch überhand und man sehnt sich dem Gipfel entgegen, der nach einiger Zeit dann auch vor uns auftaucht. Endlich angekommen! Zwei runde Steinkreise säumen den Gipfel, von dem aus man einen Überblick über die gesamte Insel gewinnen kann und bei klarem Wetter auch die Nachbarinseln erkennen könnte. Leider ist uns dies nicht vergönnt, da die trockene Saharaluft zu viel Sand beinhaltet. Doch zumindest können wir die Hochebene des La Mérica ausmachen, welche mit ihrem »einsamen Baum« bereits bei unserem ersten Besuch auf den Kanaren ein lohnenswertes Ziel war...

Der Gipfel des Garajonay.

Zwei runde Steinkreise zieren den höchsten Punkt La Gomeras.

StationenDistanzDifferenzZeit
San Sebastián de la Gomera
→ El Cabrito+7,6 km384 m ↑384 m ↓+3h 10m
→ Morales+3,5 km553 m ↑44 m ↓+2h 00m
→ Degollada de Peraza+5,5 km750 m ↑335 m ↓+3h 10m
→ Ermita de las Nieves+1,8 km199 m ↑19 m ↓+0h 55m
→ Los Roques+1,8 km167 m ↑177 m ↓+0h 45m
→ Alto de Garajonay ✝+4,6 km400 m ↑8 m ↓+2h 05m
Gesamt24,8 km2453 m ↑967 m ↓12h 05m