Lake Louise und der Big Beehive.

Die Bienenkörbe von Lake Louise

Hinauf auf den Little Beehive und den Big Beehive


11. Oktober 2014 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Little Beehive und des Big Beehive in den kanadischen Rocky Mountains. Meine Wanderung beginnt beim Fairmont Chateau am Ufer des glasklaren Lake Louise. Von dort geht es zunächst über den Mirror Lake hinauf zum Gipfel des Little Beehive. Anschließend wende ich mich Lake Agnes zu und folge dem Weg hinauf zum Gipfel des Big Beehive. Nach einer kleinen Pause im Gipfelpavillon kehre ich schließlich über den Highline Trail und den Plain of Six Glaciers Trail wieder zurück nach Lake Louise.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: Download

Einleitung

Es ist mein zweiter Morgen in Lake Louise (1500m) – einer kleinen Ortschaft im Herzen des Banff Nationalparks. Das ganze Jahr über strömen unzählige Touristen hierher, um sich den türkisblauen See sowie das majestätische Fairmont Chateau (1750m) an dessen Ufer anzusehen. Doch auch bei Wanderern ist Lake Louise mit seiner einzigartigen Bergwelt äußerst beliebt. Gestern war ich bereits hier und habe den Fairview Mountain (2744m) bestiegen. Heute stehen nun der Big Beehive (2270m) und sein kleiner Bruder, der Little Beehive (2210m), auf meinem Programm.

Lake Louise.

Einer der schönsten Flecken in Kanada: Lake Louise.

Am Fairmont Chateau

Kurz vor neun Uhr setzt mich ein Bekannter mit seinem Auto am Parkplatz des Fairmont Chateau (1750m) ab. Das märchenhafte Hotel liegt einige Kilometer vom Ortskern entfernt und ist ohne Auto nur schwer zu erreichen. Zwar könnte man auch zu Fuß über den Lake Louise Drive in ungefähr einer halben Stunde herauf steigen, doch wie ich seit gestern weiß, ist der Weg entlang der Bergstraße langweilig und zäh. Ein kühler Wind weht von den vergletscherten Bergen herunter, während ich über den noch erstaunlich leeren Parkplatz zum Ufer des Sees schlendere. Ruhig thront das Fairmont Chateau über dem türkisblauen und unberührten Wasser des Lake Louise, während dichte Wolken über die umliegenden Berggiganten streichen.

Aufstieg im Wald

In der kühlen Morgenluft spaziere ich rechts an der wunderschönen Seepromenade entlang. Das Gletscherwasser platscht sanft gegen die Felsen und eine Brise weht durch die Bäume. Nach einigen Minuten erreiche ich schließlich eine Weggabelung. Während es geradeaus direkt am See entlang geht, wende ich mich nach rechts und biege in den Wald hinein. Von nun an geht es über den relativ unspektakulären Lake Agnes Trail langsam bergauf. Hin und wieder blitzt das kräftige Blau des Lake Louise zwischen den Bäumen hervor, doch die meiste Zeit nimmt mir der dichte Wald die Sicht auf das Umland.

Bildergalerie: Little Beehive & Big Beehive

Der Mirror Lake

Nach einer Dreiviertelstunde erscheint plötzlich vor mir ein kleiner, einsamer Bergsee mitten im Wald: der Mirror Lake (2025m). Direkt dahinter ragt der markante Gipfelaufbau des Big Beehive (2270m) – wie ein gigantischer Bienenstock – dem grauen Himmel entgegen. Für einige Momente lasse ich ehrfürchtig meine Blicke über seine steil abfallende Ostwand schweifen, dann setze ich mich aber schließlich wieder in Bewegung. Immerhin habe ich heute noch einiges vor. Nach einigen Minuten im Wald gabelt sich der Weg erneut. Links geht es weiter zum Lake Agnes (2134m), rechts windet sich der etwas raue Mount St. Piran Trail eine steile Bergflanke hinauf. Ich biege erst einmal nach rechts ab. Über steinige Serpentinen geht es nun nach oben.

Der Little Beehive

Little Beehive
LandKanada
GebirgeCanadian Rockies
KammBow Range
Höhe2210 m
Koordinaten51°25′17″N, 116°14′16″W

Nach ein paar Wendungen erreiche ich schließlich den Einstieg zum Little Beehive Trail, der mich innerhalb weniger Minuten zum geräumigen Gipfel des Little Beehive (2210m) bringt. Zwar verhindern einige Bäume einen kompletten Rundumblick, doch zumindest die Aussicht nach Osten und Süden ist fantastisch. Am Horizont erblicke ich die felsigen Gipfel der Slate Range, während sich davor das breite Bow Valley mit seinen dichten Nadelwäldern ausbreitet. Direkt unter mir erkenne ich das märchenhafte Fairmont Chateau (1750m) sowie das türkisblaue Wasser des Lake Louise. Sogenanntes Steinmehl, das von den Gletschern herunter gespült wird, ist für die faszinierende Farbe des Sees verantwortlich. Was für ein Anblick! Im Süden ragt der felsige Fairview Mountain (2744m) – mein gestriges Ausflugsziel – dem Himmel entgegen. Ja, sogar der mächtige Mount Aberdeen (3152m) mit seiner Gletscherkappe blitzt hier gelegentlich zwischen den Bäumen hervor. Fasziniert von der Landschaft setze ich mich auf eine Bank und mache in völliger Abgeschiedenheit eine kleine Brotzeit.

Das Fairmont  Chateau am Lake Louise.

Das Fairmont Chateau wacht über dem türkisblauen Wasser des Lake Louise.

Der glasklare Lake Agnes

Als plötzlich eine dichte Nebelwand aufzieht und dicke Schneeflocken mit sich bringt, entscheide ich mich, wieder aufzubrechen. Immerhin möchte ich ja auch noch zum Gipfel des Big Beehive (2270m). Während ich langsam wieder absteige, bessert sich das Wetter zum Glück wieder und gibt nun einen Blick auf den Devil’s Thumb (2458m) und auf Mount Whyte (2983m) preis. Majestätisch ragen diese beiden felsigen Gipfel hinter den Nadelbäumen hervor. Nach wenigen Minuten erreiche ich schließlich Lake Agnes (2134m). Am Ufer des idyllisch gelegenen Bergsees thront ein kleines Teehaus. Während sich einige Wanderer auf der Veranda eine kleine Auszeit mit Seeblick gönnen, zieht es mich gleich weiter.

Der Big Beehive.

Meine nächste Station ist der Big Beehive (links).

Am Ufer entlang

Über den Big Beehive Trail wandere ich zunächst am Nordufer des Lake Agnes (2134m) entlang. Die Sonne strahlt nun hinter den Bergen hervor und zaubert tolle Farbspiele auf das glasklare Wasser. Zwar wird der Weg hier merklich steiniger, doch ich komme trotzdem ziemlich flott voran. Direkt vor mir breitet sich das mächtige Kar zwischen Mount Whyte (2983m) und Mount Niblok (2976m) aus. Doch bevor ich dieses erreiche, biegt der Weg nach links ab und führt mich weiter um den See herum, ehe es über steile Serpentinen zum Sattel zwischen Big Beehive (2270m) und Devil’s Thumb (2458m) geht. Jetzt ist es nicht mehr weit. Ich folge dem breiten Pfad nach Osten, kraxle über einige kleinere Felsen und erreiche schließlich den Gipfel des Big Beehive.

Der Big Beehive

Big Beehive
LandKanada
GebirgeCanadian Rockies
KammBow Range
Höhe2270 m
Koordinaten51°24′53″N, 116°14′36″W

Bei einem kleinen, hölzernen Pavillon setze ich mich nieder, krame meinen Proviant hervor und genieße den tollen Rundumblick auf das einzigartige Bergpanorama der Bow Range. Im Osten erkenne ich den Gipfel des Little Beehive (2210m) sowie das Bow Valley. Auf der gegenüberliegenden Talseite zeigen sich die mächtigen Gipfel von Fairview Mountain (2744m), Haddo Peak (3070m) und Mount Aberdeen (3152m). Tief darunter strahlt das kräftige Blau des Lake Louise hervor. Während ich den See vom Little Beehive nur teilweise überblicken konnte, zeigt er sich mir hier nun in seiner vollen Pracht. Noch ganz fasziniert von all diesen Eindrücken entdecke ich bei einer Schautafel ein kleines Gipfelbuch. Zwar ist das Büchlein bereits prall gefüllt, doch nach langer Suche finde ich einen freien Quadratzentimeter und verewige mich.

Der Devil′s Thumb.

Im Westen ragt der Devil′s Thumb drohend aus der Landschaft.

Der lange Abstieg

Dann wird es auch schon wieder Zeit für den Abstieg. Mit ein wenig Handeinsatz geht es zurück zum Sattel zwischen Big Beehive (2270m) und Devil’s Thumb (2458m). Dabei erhasche ich nun auch einen großartigen Blick auf den beeindruckenden Mount Victoria (3464m) mit seiner vergletscherten Spitze. Zurück am Sattel habe ich nun die Qual der Wahl? Soll ich mich wieder meiner Aufstiegsroute zuwenden oder doch lieber über die Südroute absteigen? Ich entscheide mich für Letzteres. Während mich hier nun steile Serpentinen hinunter bis zum Highline Trail führen, wird der Himmel immer dunkler. Bald könnte es ein Gewitter geben. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf beschleunige ich mein Tempo etwas. Nach ein paar Wendungen erreiche ich schließlich die Talsohle, in der ein kleiner Bach sich seinen Weg durch die Felsen sucht. Eiskalt ist das Wasser, das von den Gletschern herunterfließt und den noch weit entfernten Lake Louise speist. Nach einer kurzen Verschnaufpause am Ufer nehme ich schließlich die letzte Etappe in Angriff. Über den äußerst gut besuchten Plain of Six Glaciers Trail schlendere ich wieder auf meinen Ausgangspunkt zu. Doch bis ich dort ankomme, wird es noch eine Zeit lang dauern – immerhin liegt das Fairmont Chateau (1750m) auf der anderen Seite des Sees. Nach einer Dreiviertelstunde ist es aber dann geschafft, und ich erreiche erschöpft, aber überglücklich, wieder das altehrwürdige Hotel.

Lake Louise und das Fairmont Chateau.

Über den Plain of Six Glaciers Trail kehre ich zurück zum Fairmont Chateau.

StationenDistanzDifferenzZeit
Lake Louise (Fairmont)
→ Mirror Lake +3,2 km282 m ↑7 m ↓+0h 40m
→ Little Beehive ✝ +1,6 km203 m ↑18 m ↓+0h 35m
→ Big Beehive ✝ +2,4 km160 m ↑100 m ↓+0h 45m
→ Lake Louise (Fairmont) +6,8 km117 m ↑637 m ↓+1h 45m
Gesamt 14,0 km762 m ↑762 m ↓4h 00m