Der Gipfel des Cerro Chirripó.

Der höchste Punkt Costa Ricas

Die Besteigung des Cerro Chirripó


11./12. Dezember 2013 • Autor: nea.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Cerro Chirripó in der Cordillera de Talamanca. Von San Gerardo de Rivas führt mich der Weg zunächst hinauf zum Refugio Albergue Crestones, wo ich die Nacht verbringe. Am nächsten Tag geht es schließlich früh morgens hinauf zum höchsten Gipfel Costa Ricas. Nach einem herrlichen Sonnenaufgang kehre ich über die selbe Route wieder ins Tal zurück.

Schwierigkeit: T3, UIAA IGPS-Route: Download

Ein Highlight Costa Ricas

Auch wenn der Blick auf zwei Ozeane zur gleichen Zeit vom Gipfel des höchsten Bergs Costa Ricas aus für die meisten Besucher ein Mythos bleibt, lohnt sich die Tour zum Cerro Chirripó (3820m) allemal aufgrund der abwechslungsreichen Landschaften, der vielfältigen Flora und Fauna und der herrlichen Aussichten. Im Jahr 2013 verbrachte ich sechs Monate in Costa Rica und konnte als aktives OC-Mitglied diesen Gipfel natürlich nicht unbestiegen lassen.

Anreise und Planung

Die Anreise zum Cerro Chirripó in der Cordillera de Talamanca, dem mit 3820 Metern höchsten Berg Costa Ricas, führt über die Stadt San Isidro de El General nach San Gerardo de Rivas (1403m), einem kleinen Dorf am Rand des Chirripó Nationalparks. Direkt am Ortseingang von San Gerardo befindet sich die Rangerstation des Nationalparks, an der sich jeder Besucher anmelden und die Betten in der Albergue Crestones (3393m), dem Schutzhaus mit Blick auf die Felsformation Los Crestones, buchen muss. Die Parkranger können – auch auf Englisch – alle Fragen zur Tour beantworten und halten Informationsmaterial bereit. Es empfiehlt sich, die Besteigung des Cerro Chirripó in der relativen Trockenzeit zwischen Dezember und April durchzuführen, Schlafplätze zu reservieren, und Informationen über Witterung und Belegung des Refugios einzuholen – die Betten und die Einlasszahlen sind nämlich begrenzt!

Bildergalerie: Cerro Chirripó

Die erste Etappe

Ist man, wie ich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, sollte man auf jeden Fall drei, wenn nicht vier Tage für den Besuch des Chirripó (3820m) mit An- und Abreise von San José aus einplanen. Nach einer Übernachtung und den letzten Vorbereitungen und Einkäufen – die Verpflegung im Nationalpark muss selbst mitgebracht werden – in San Gerardo, begann ich den Aufstieg gegen sieben Uhr morgens des nächsten Tages. Der gut ausgewiesene und zum Teil mit Poesie und Mahnungen zum Umweltschutz beschilderte Weg geht direkt vom oberen Ortsausgang (1520m) ab, wo sich auch gleich mein Hostel befand, und führt zunächst zum offiziellen Parkeingang, durch dichte, grüne Nebelwälder, an mehreren kleinen, nicht genutzten Rasthäuschen vorbei bis über die Baumgrenze auf 3300 Metern hinaus. Bis zum Refugio Albergue Crestones (3393m) sind die gut 15 Kilometer bestens markiert und einfach zu begehen. Lediglich die in den niedrigeren Lagen feuchte und warme Witterung im Nebelwald und die zum Teil steilen Anstiege machen den ersten Tag wenn nicht technisch, jedoch sehr wohl konditionell anspruchsvoll. Es werden zwischen sechs und neun Stunden für den Aufstieg angegeben. Als ich die Tour bestritt, kam ich nach sechseinhalb Stunden mit einigen kürzeren Pausen im Refugio an. Bei herrlicher Aussicht über die im Sonnenschein liegenden bewaldeten Täler und nur relativ wenigen anderen Besuchern auf dem Weg gestalteten sich die 15 doch recht anstrengenden Kilometer als purer Naturgenuss. Danach konnte ich im Refugio mit Blick auf die beeindruckenden Crestones den Nachmittag bei Sonne und frischem Wind entspannt verbringen.

Das Refugio Albergue Crestones

Das Refugio (3393m) ist ein recht großes, schlichtes Steingebäude, in dem es viele Schlafsäle mit Stockbetten, eine Gemeinschaftsküche, Telefon und sogar einen Computer mit Internet gibt. Es ist jedoch aufgrund der Besucherbeschränkung nie voll belegt. Bei Ankunft meldet sich jeder Wanderer beim Parkranger und bekommt ein Bett zugeteilt und ein paar Infos zum weiteren Aufstieg am nächsten Morgen. Es gibt keine Heizung und kein Warmwasser. Da es auf 3400 Metern nachts empfindlich kalt werden kann (jedoch nur selten unter 0°C) ist ein geeigneter Schlafsack deshalb ein Muss. Die Küche bietet keine gemeinschaftlich nutzbaren Gaskocher oder Geschirr. Daher beschränkte ich mich auf kalte Kost. Natürlich könnte man aber auch besser ausgestattete Wanderer (zum Beispiel Gruppen mit Guides) fragen, ob sie einem das nötige Kochequipment ausleihen können.

Update

Seit Juli 2014 lautet der neue Name des Refugio Albergue el Páramo. Sie wird nicht mehr von der Nationalparkverwaltung geführt, sondern von einer Vereinigung. Eine offizielle Internetseite gibt es leider nicht, Abenteuerlustige können sich aber selbst über verschiedene – auch englische und deutsche – Internetseiten informieren.

Das Refugio Albergue Crestones.

Blick hinab auf das Refugio Albergue Crestones, in dem ich die Nacht verbringe.

Nächtlicher Aufstieg

Nach einer kurzen Nacht im Refugio beginnt das Highlight der Tour: der Aufstieg durch das nächtliche Páramo und der Sonnenaufgang auf dem Gipfel! Dick eingepackt und mit Stirnlampe ging ich um drei Uhr morgens los, wobei Wegweiser die Richtung zum Chirripó (3820m) anzeigen. Die anderen Wanderer, die an diesem Morgen zum Gipfel wollen, starteten scheinbar erst später, und so war ich allein auf weiter, stockdunkler Flur – und genoß diese Erfahrung! Die Wege sind ab dem Refugio weniger breit, aber deutlich erkennbar. Nur an einer Stelle kurz nach Beginn des Weges, wo, wie mir bereits tags zuvor vom Parkranger angekündigt wurde, ein großer, flacher Felsen überquert werden muss, konnte ich zunächst trotz seinem Hinweis, einfach geradeaus darüber hinweg zu gehen, den Weg auf der anderen Seite des Felsens nicht finden und verlor mich wohl gut 20 Minuten in der dunklen Landschaft. Doch nach diesem kurzen Abenteuer ging es, als der Weg endlich gefunden war, problemlos weiter. Gegen Ende der fünf Kilometer Weg und der letzten 400 Höhenmeter der Tour wird das Gelände immer felsiger und unter dem Gipfel musste ich an ein paar Kletterstellen die Hände zu Hilfe nehmen. Bereits um kurz vor fünf Uhr erreichte ich den Gipfel und hatte so genügend Zeit mich ins Gipfelbuch einzutragen, bevor der Morgen graute.

Traumhafter Sonnenaufgang am Gipfel

Cerro Chirripó
LandCosta Rica
GebirgeCordillera de Talamanca
Höhe3820 m
Koordinaten09°29′02″N, 83°29′19″W

Langsam begann der Sonnenaufgang den Himmel zu verfärben und um mich herum wurde mehr und mehr die wunderschöne Landschaft der Cordillera de Talamanca sichtbar: die Hügel, die Felsspitzen, die Seen im Buschland des Páramo – ich war begeistert! Und trotz der kalten Füße und Hände war ich froh darüber, früh losgegangen zu sein: So konnte ich dieses herrliche Schauspiel des Tagesanbruchs ganz allein in völliger Stille genießen, bevor einige andere Wanderer den Gipfel erreichten. Beeindruckt von der Aussicht, auch wenn mir der Blick auf die beiden Ozeane Atlantik und Pazifik, der theoretisch bei optimalen Wetterbedingungen möglich wäre, verwehrt blieb, begann ich mit vielen, vielen Fotos im Gepäck den Abstieg.

Sonnenaufgang am Cerro Chirripó.

Dieser Sonnenaufgang belohnt mich für mein frühes Aufstehen.

Anstrengender Abstieg

Nach einer kurzen Frühstückspause packte ich meinen Rucksack, der im Refugio geblieben war und begab mich auf die 15 Kilometer zurück nach San Gerardo. Diese letzte Etappe stellte sich als die anstrengendste heraus, da die lange Wanderung bergab die Knie sehr belastet. Nach mehreren Pausen kam ich kurz nach Mittag in San Gerardo an, wo ich im Hostel entspannt die Füße hochlegen konnte. Da die Abreise Richtung San José am selben Tag zeitlich nur noch mit großer Hetzerei möglich gewesen wäre, beschloss ich erst am nächsten Tag abzureisen. Die schöne Umgebung San Gerardos mit Wasserfällen, Schmetterlingen und Orchideen sowie der Käserei in Kanaan, ein paar Kilometer weiter unten im Tal, wo ich leckere hausgemachte Käse kaufte, luden mich jedoch ein, auch noch einen weiteren ganzen Tag zu bleiben.

Summa Summarum

Als Fazit lässt sich die Tour zusammenfassen als herrliche Naturgenusstour und ein wahres Highlight, das zeigt, dass Costa Rica nicht nur an den Stränden sondern auch im Hochland einiges zu bieten hat.

StationenDistanzDifferenzZeit
San Gerardo de Rivas
→ Refugio Albergue Crestones +14,4 km2073 m ↑77 m ↓+6h 35m
→ Cerro Chirripó ✝ +4,6 km442 m ↑0 m ↓+1h 50m
→ San Gerardo de Rivas +19,0 km77 m ↑2515 m ↓+6h 05m
Gesamt 38,0 km2592 m ↑2592 m ↓14h 30m