Blick vom Grouse Mountain über Vancouver und das Fraser Valley.

Gestrandet am Grouse Mountain

Der BCMC-Trail


22. Oktober 2016 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Grouse Mountain in den North Shore Mountains bei Vancouver. Meine Wanderung beginnt an der Talstation des Grouse Mountain Skyrides und führt mich über den einsamen BCMC-Trail bis zum Peak Chalet. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum eigentlichen Gipfel. Nach einer langen Wartezeit im Peak Chalet kehre ich abends mit der Seilbahn wieder zurück ins Tal.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: Download

Grouse Mountain Revisited

Ich bin zurück am Grouse Mountain (1231m) – mal wieder. Der Hausberg von Vancouver ist mittlerweile auch zu meinem persönlichen Hausberg geworden. Des Öfteren habe ich mich in den letzten Wochen hier über den steilen Grouse Grind bis zum Gipfel gekämpft. Doch heute möchte ich einmal etwas Neues probieren. Immerhin führen neben dem äußerst beliebten Grind auch noch zahlreiche andere schöne Routen durch den dichten Regenwald zum Peak Chalet (1127m) hinauf. Für heute habe ich mir den vergleichsweise einsamen BCMC-Trail ausgesucht. [Anmerkung: Wer es noch einsamer mag, der weicht auf den Flint & Feather Trail oder den Skyline Trail aus.]

Der BCMC-Trail

Es ist kurz nach 14 Uhr, als mich der Bus an der Talstation des Grouse Mountain Skyride (274m) absetzt. Hastig schnappe ich meinen leichten Rucksack und bahne mir den Weg nach Osten. Oberhalb eines großen Parkplatzes befindet sich auch schon der Startpunkt meiner heutigen Tour. Statt – wie die meisten anderen Touristen – gleich links auf den Grouse Grind abzubiegen, folge ich zunächst dem Baden-Powell Trail für etwa 200 Meter in den Wald hinein. Dort erwartet mich am Wegesrand ein schwarzer Wegweiser: »BCMC: To Top of Grouse.«, heißt es dort auf dem großen Schild. »Ja, hier bin ich richtig!«

Der BCMC-Trail am Grouse Mountain.

Eine typische Szene auf dem wilden BCMC-Trail.

Ohne lang zu zaudern biege ich ab und folge dem gut erkennbaren Pfad bergauf. Im Vergleich zum Grouse Grind, der einige Meter weiter westlich verläuft, herrscht hier deutlich weniger Betrieb. Dabei erscheint mir der BCMC sogar etwas reizvoller – und das nicht nur wegen der geringeren Frequentierung! Während der Grouse Grind mit all seinen Treppen und Stufen vor allem auf Touristen zugeschnitten ist, zeigt sich mir der BCMC deutlich urtümlicher. Es geht fast durchweg über große Felsbrocken und dichtes Wurzelwerk. Obwohl der Untergrund heute ziemlich rutschig ist (und ich bereits nach fünf Minuten zum ersten Mal im Dreck liege), macht der Aufstieg hier deutlich mehr Spaß. Knappe 80 Minuten lang arbeite ich mich auf dem einsamen Steig langsam nach oben, bis sich plötzlich der Wald lichtet und das weitläufige Gipfelplateau vor mir erscheint.

Bildergalerie: Grouse Mountain (BCMC-Trail)

Trubel im Peak Chalet

Hier ist es mit der Idylle endgültig vorbei. Ernüchtert trotte ich über eine breite Schotterpiste zum geschäftigen Peak Chalet, um mir ein Seilbahnticket für später zu kaufen. Schon oft war ich hier oben, aber so viele Touristen wie heute sind mir noch nie begegnet. Das rustikale Chalet ist brechend voll! Vorsichtig zwänge ich mich zum Verkaufsschalter durch. Der junge Mann hinter dem Tresen drückt mir ein Ticket und eine Zeitmarke in die Hand. »Line up at 7:00 p.m.«, steht auf dem kleinen Kärtchen geschrieben. Es scheint so, als würde ich hier oben wohl noch eine ganze Weile festsitzen.

Das Gipfelplateau auf dem Grouse Mountain.

Auf dem Gipfelplateau des Grouse Mountain gibt es einiges zu sehen.

Gemütlicher Spaziergang

Da ich von hier oben nicht so schnell wegkommen werde, nutze ich die Zeit für einen entspannten Spaziergang über das weitläufige Plateau. In der Wärme der Herbstsonne passiere ich die gigantischen Holzschnitzereien und verwaisten Skilifte, die Holzfäller-Arena und das Grizzly-Gehege. Schließlich wende ich mich dem »Eye of the Wind« zu, das kurz unterhalb des Gipfels thront. Langsam stapfe ich hinauf zu dem gigantischen Windrad, das selbst von Downtown Vancouver aus bestens zu erkennen ist. Es dauert keine zehn Minuten, bis ich vor dem Koloss stehe. Der Ausblick von hier oben ist fantastisch!

Das Eye of the Wind auf dem Grouse Mountain.

Das gigantische »Eye of the Wind« thront auf dem Gipfel des Grouse Mountain.

Ein Pracht-Panorama

Grouse Mountain
LandKanada
GebirgeCoast Mountains
KammNorth Shore Mountains
Höhe1231 m
Koordinaten49°23′08″N, 123°04′33″W

Im Norden dominiert der schneebestäubte Mount Cathedral (1737m) den Blick über das kanadische Hinterland. Im Osten zeigt sich mir mit dem Mount Fromme (1185m) ein alter Bekannter. Direkt dahinter spitzt Mount Seymour (1449m) und der imposante Mount Robie Reid (2095m) hervor. Der Blick gen Süden wird hingegen vom breiten Fraser Valley geprägt. Nicht nur Vancouver mit all seinen Vororten ist zu erkennen, sondern auch Abbotsford und Chilliwack. Und, fern am Horizont, da thront der majestätische Mount Baker (3286m) mit seinen vergletscherten Flanken. Was für ein Anblick!

Blick vom Grouse Mountain auf Mount Baker.

Eindrucksvoll erhebt sich der vergletscherte Mount Baker am Horizont.

Einige Meter weiter westlich, auf dem höchsten Punkt des Grouse Mountain (1231m), kann ich das hervorragende Panorama kurz darauf komplettieren. Im Schatten einer Liftanlage lasse ich mich nieder und genieße den Blick nach Südwesten. Vancouver mit seinen Wolkenkratzern und unendlich scheinenden Straßenzügen liegt mir dort zu Füßen – eingerahmt vom Burrard Inlet und der Strait of Georgia. Im Hintergrund lassen sich sogar die Umrisse der Olympic Mountains in Washington erkennen. Und natürlich ist auch Vancouver Island von hier oben bestens zu sehen!

Vancouver und Vancouver Island.

Im Südwesten reicht der Blick von Vancouver bis nach Vancouver Island.

Ein Abend im Peak Chalet

Für einige Minuten lasse ich meine Blicke über die traumhafte Szenerie schweifen, dann drängt mich ein kalter Wind langsam wieder zum Abstieg. Lässig stapfe ich wieder hinab zum Peak Chalet, wo noch immer ein reges Gedränge herrscht. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis ich einen Platz in der Gondel ergattern kann. Für ein paar Minuten wage ich mich noch einmal hinaus auf die Veranda und beobachte, wie die Nacht über Vancouver hereinbricht. Dann suche ich mir ein lauschiges Plätzchen im Foyer und lasse den Abend gemütlich mit einer Packung Ahorn-Karamell ausklingen.

Blick vom Grouse Mountain auf Vancouver bei Nacht.

Ein wunderschönes Lichtermeer breitet sich zu meinen Füßen aus.

StationenDistanzDifferenzZeit
Talstation Grouse Skyride
→ Peak Chalet +2,5 km853 m ↑0 m ↓+1h 20m
→ Grouse Mountain ✝ +1,3 km104 m ↑0 m ↓+0h 15m
→ Peak Chalet +1,3 km0 m ↑104 m ↓+0h 15m
Gesamt 5,1 km957 m ↑104 m ↓1h 50m