Ein mythenumrankter Felsgigant

Die Besteigung des Hochkönig


19. August 2013 • Autor: brm.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Hochkönig in den Berchtesgadener Alpen über den Normalweg. Wir starten unsere Wanderung am Parkplatz des Arthurhauses und wandern über die Mitterfeldalm bis zur Torsäule. Von dort geht es über die Hochebene bis zum Gipfel und dem daneben liegenden Matrashaus. Der Abstieg erfolgt schließlich über die gleiche Route.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 291

Die German Seven Summits

Zu dritt brechen wir auf ins Berchtesgadener Land zu einem der mächtigsten Gebirgsstöcke der Alpen. Der Hochkönig, dessen Hauptgipfel denselben Namen trägt, gilt als der Berg mit der sechshöchsten Schartenhöhe (2181m) in den Alpen und überragt mit seinen stolzen 2941 Metern alle Berge im Umkreis von 35 Kilometern. Da der Gipfel damit der höchste der Berchtesgadener Alpen ist, fällt er auch in unser German Seven Summits-Programm, in welchem wir uns vorgenommen haben, jeweils den höchsten Berg der sieben deutschen Alpenregionen zu besteigen. Da uns sechs davon bereits gelungen sind, wird der Hochkönig den Abschluss dieser Septologie bilden.

Da oben muss der Gipfel sein: Blick auf den Hochkönig.

Zur Planung

Früh am Tag treffen ich und meine Begleiter am kostenpflichtigen Wanderparkplatz beim Arthurhaus (1502m) ein. Wir haben die Tour auf zwei Tage geplant: Heute der Aufstieg zur Gipfelhütte Matrashaus (2941m) – dort wollen wir die Nacht verbringen, um am nächsten Tag in Ruhe wieder abzusteigen.

Die Wettervorhersage zwingt uns zur Eile

Das Wetter ist traumhaft und das Bergmassiv erhebt sich beeindruckend vor unseren Augen. Dennoch wollen wir den Aufstieg schnell hinter uns bringen, da für den späten Nachmittag Gewitter und starke Regenfälle angekündigt sind. Über einen schmalen Pfad verlassen wir den Parkplatz. Zuerst müssen wir schräg am Hang entlang den Berg umrunden, um schließlich von Osten durchs Kar aufs Hochplateau zu gelangen. Anfangs führt die Forststraße an abgebrannten Berghütten vorbei. Die folgende Forststraße ist an manchen Stellen so steil, dass mir die Achillessehne zu schmerzen beginnt. Meinen Begleitern geht es ungleich besser: Einer fällt ob der Steile zurück, der andere muss später beim Abstieg auf die Trampelpfade abseits der Wege ausweichen, um sein schmerzendes Knie zu entlasten. Nichtsdestotrotz meistern wir die Passage und stehen schließlich vor der Mitterfeldalm (1669m). Es ist die letzte Einkehrmöglichkeit vor dem Gipfel. Da wir aber noch nicht lange unterwegs sind, lassen wir die Alm links liegen, marschieren durch ein Drehgatter und tauschen somit die Forststraße für einen schmalen Wanderpfad – Arnoweg genannt – ein.

An der Mitterfeldalm wechseln wir von der Forststraße auf den Arnoweg.

Karquerung und Torsäule

Über diesen Wanderpfad überqueren wir am östlichen Berghang ein großes Kar. Eine Stelle – die Kleine Gaißnase genannt – ist zwar mit einem Seil gesichert, stellt aber kein wirkliches Problem dar. Ansonsten ist der Weg eben und einfach zu begehen. Zwei Gämsen beobachten uns. Obwohl wir nur gut zwanzig Meter von den Tieren entfernt stehen, haben sie keine Angst. Nach weiteren zwanzig Minuten verlassen wir das Kar. Wir befinden uns jetzt ziemlich zentral des östlichen Berghangs. Ab jetzt geht es über das Ochsenriedel nach oben bis zum Fuß der Torsäule (2588m). Der Weg ist zwar steil, aber sehr leicht zu begehen. Wir sind eine Stunde unterwegs, als wir dann dort ankommen. Im Schatten eines großen Steines – das Wetter ist noch immer traumhaft – legen wir eine kurze Rast ein.

Über Schneefelder aufs Plateau

Im Schatten der Torsäule (2588m) ziehen wir wieder los. Wir durchqueren einen Kessel und der sogenannte Schartensteig führt uns durch zwei Scharten. Aufgrund der einheitlichen grauen Felsen ist die Wegfindung nicht ganz einfach – orientieren muss man sich hier an in den Boden geschlagenen farbigen Stöcken – aber zum Ende findet man immer zurück auf den Weg. Obwohl bereits August ist, liegen hier oben noch immer zahlreiche Schneefelder. Diese sind aber so ausgehärtet, dass eine Querung keine Gefahr birgt. Der Weg aber zieht sich etwas. Nach jeder Biegung erwarten wir, das Matrashaus (2941m) zu erblicken, aber es bleibt überraschend lange verborgen. Erst als wir weitere 90 Minuten später die Übergossene Alm erreichen, erkennen wir auch das Gipfelgebäude.

Die Übergossene Alm ist mittlerweile nicht mehr wirklich übergossen.

Sage der Übergossenen Alm

Der Sage nach blühten auf dem Hochplateau des Hochkönigs einst grüne Wiesen, auf welchem Rinderherden weideten und lebten und die Senner große Mengen Milch, Käse und Butter gewinnen konnten. Dadurch wurden sie reich, und dieses Leben verleitete sie zu frevelhaftem Tun: Sie vergoldeten die Hörner der Stiere und versilberten die Kuhglocken. Sie badeten für schöne Gesichter in Milch und schütteten den Überfluss weg. Wanderern gegenüber zeigten sich die Senner aber knausrig. So kam einst ein müder Wanderer auf die Alm und bat um etwas zu Essen und eine Schlafmöglichkeit. Die Senner aber jagten ihn mit den Worten davon: „Der Teufel soll dir Obdach geben, wir brauchen keinen ungebetenen Gast.“ Selbst mit Schlägen wurde der Mann bedroht. Die Strafe dafür war hart. Als der Wanderer gegangen war, wälzte sich von den Teufelshörnern ein Unwetter heran, welches die Herden und Hütten mit Schnee und Eis überzog. Die einst blühend grüne Alm lag nun unter ewigem Eis.

Der Gipfel

Mittlerweile ist die Alm aber nicht mehr wirklich überzogen. Der Gletscher ist auf nur noch geringe Größe zusammengeschmolzen. Über das steinige Plateau nähern wir uns dem Gipfel immer mehr. Zahlreiche Gletscherseen begleiten uns auf unserem Weg. Das Matrashaus (2941m) liegt noch auf einem letzten Felsbollwerk. Über Leitern gelangen wir hinauf – es ist die einzige wirklich spektakuläre Stelle hier oben. Am Ende der Leitern sind es nur noch wenige Meter bis zum Matrashaus und dem dahinter liegenden Gipfel.

Hochkönig
LandÖsterreich
GebirgeBerchtesgadener Alpen
KammHochkönig
Höhe2941 m
Koordinaten47°25′14″N, 13°03′46″E

Dort angekommen klatschen wir erst einmal miteinander ab. Die German Seven Summits sind geschafft. Meine Begleiter schießen ein Bild und genießen den Augenblick. Ich darf leider nicht daran teilnehmen, da ich nicht auf allen Berge dabei war. Dennoch bin ich zufrieden, den Berggipfel erreicht zu haben. Leider ist das Wetter etwas zugezogen, weswegen wir vom angekündigten fantastischen Rundumpanorama nichts haben.

Die letzten Meter zum Matrashaus und zum Gipfel des Hochkönig.

Das Matrashaus

Einem Triumphzug ähnlich ziehen wir ins Matrashaus (2941m) ein. Das Matrashaus ist die höchstgelegene Hütte in den Ostalpen. Es brannte 1982 bis auf die Grundmauer nieder, wurde aber – nach einer provisorischen Baracke – wieder aufgebaut und 1985 wieder eröffnet. Das Matrashaus wird mit einem Hubschrauber versorgt, Wasser wird noch aus den letzten verbliebenen Gletscherfeldern gesaugt und in einer Wiederaufbereitungsanlage aufbereitet. Wir sitzen also in der kleinen Stube. Getränke sind hier teuer, dafür ist das Essen gut bezahlbar. Es ist kurz nach 13 Uhr. Das Wetter noch nicht so schlecht. Während Gesprächen mit dem Wirt kommt uns der Gedanke, gleich wieder abzusteigen und die Tour auf einen Tag durchzuziehen. Wir entscheiden uns dafür.

Abstieg, Unwetter und Kurioses

Der Abstieg verläuft über denselben Weg wie der Aufstieg und ist ebenfalls nicht schwer. Das Wetter hält her, auch wenn bereits Wolken aufziehen. Pünktlich unten beim Auto beginnt es schließlich zu regnen. Wir freuen uns über das Timing, lagern unsere Ausrüstung im Auto und kehren noch auf ein Getränk ins Arthurhaus (1502m) ein.

Bildergalerie: Hochkönig

Dort angekommen beginnt das Unwetter richtig loszulegen. In jenem Moment kommt es zum Stromausfall. Das Haus liegt im Dunkeln und die Kellner zünden Kerzen an. Romantisch sitzen wir im Gebäude, umgeben von den Berchtesgadener Bergen, während der Regen ans Fenster klatscht. In diesem eigentlichen gemütlichen Moment kommt uns der Gedanke, dass ja die Schranke vor dem Parkplatz ohne Strom auch nicht funktioniert. Folglich kommen wir auch mit unserem Auto nicht weg. So sitzen wir also noch ziemlich lange im Arthurhaus fest, bis sich die Mitarbeiter endlich erbarmen und die Schranke per Hand öffnen. Wir können endlich nach Hause. Am nächsten Tag erfahren wir, dass es am Hochkönigplateau geschneit hat, und wir sind froh, dass wir am gleichen Tag wieder abgestiegen sind.

Zusammenfassung

Eigentlich ist der Hochkönig eine sehr unspektakuläre Tour. Oben soll sie aber mit einem prächtigen Panorama belohnen, von dem wir leider aufgrund der Wetterlage nichts gesehen haben. Mit der Mitterfeldalm und dem Matrashaus finden sich unterwegs Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten. Für schnelle Bergsteiger ist der Berg auf einen Tag zu machen, ansonsten sind zwei Tage zu empfehlen. Des Weiteren bietet sich eine Besteigung über einen Klettersteig oder über das Birgkarhaus an. Beide sind jedoch deutlich gefährlicher als der Aufstieg über das Arthurhaus.

StationenDistanzDifferenzZeit
Arthurhaus
→ Mitterfeldalm +1,9 km180 m ↑13 m ↓+0h 25m
→ Hochkönig ✝ +7,2 km1346 m ↑74 m ↓+4h 20m
→ Arthurhaus +9,1 km87 m ↑1526 m ↓+3h 35m
Gesamt 18,2 km1613 m ↑1613 m ↓8h 20m