Wir haben mehrere Berichte zum Wank (1780m) in den Bayerischen Voralpen:

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Die Kramerspitze.

Auf Gipfeljagd

Die Überschreitung des Kramer


08. November 2015 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Text behandelt die Überschreitung des Kramer in den Ammergauer Alpen. Unsere Wanderung beginnt in Garmisch-Partenkirchen und führt uns zunächst über den Kellerleiten- und den Maurersteig zum Gipfel des Königsstand. Von dort aus folgen wir anschließend dem Kramersteig über den Katzenkopf und den Mittergernkopf nach Westen. Nach einer wohlverdienten Brotzeit unter dem stattlichen Gipfelkreuz der Kramerspitze treten wir schließlich den Abstieg an. Dieser führt uns über die Stepbergalm und das Gelbe Gwänd hinab nach Untergrainau.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 5

Zurück am Kramer

Es ist ein ungewöhnlicher Novembermorgen. Statt mit Schnee und Eis werden wir am Bahnhof von Garmisch-Partenkirchen (708m) von geradezu frühlingshaften Temperaturen begrüßt. Der Himmel ist wolkenlos und eine warme Brise weht durch das Loisachtal. Besser kann ein Wandertag gar nicht beginnen! Zumal uns heute eine besondere Tour erwartet: die vollständige Überschreitung des Kramer. Im Juni 2012 waren wir schon einmal auf dem langgezogenen Bergkamm unterwegs und haben die Kramerspitze (1985m) – auch bekannt als der Kramerspitz – bestiegen. Doch heute wollen wir auch noch die restlichen Gipfel des Massivs mitnehmen: Königsstand (1453m), Katzenkopf (1817m) und Mittergernkopf (1834m).

Der Kellerleitensteig

Vom Bahnsteig aus haben wir bereits den ganzen Kamm im Blick. Unser erstes Ziel ist der Königsstand (1453m) – ein steil abfallender Buckel am Ostende des Massivs. Voller Elan machen wir uns auf den Weg und mogeln uns zunächst durch das Straßengewirr von Garmisch-Partenkirchen. Am Waldrand jenseits der Loisach biegen wir kurz darauf auf dem Kellerleitensteig ein. Der breite Pfad führt uns nun relativ gemütlich durch den herbstlichen Mischwald gen Norden, bis wir nach einer halben Stunde ein nahezu ausgetrocknetes Bachbett erreichen.

Der Kellerleitensteig.

Ein herbstliches Farbspektakel erwartet uns auf dem Kellerleitensteig.

Der Maurersteig

Direkt hinter dem kleinen Wasserlauf zweigt der anspruchsvolle Maurersteig ab. Wenn hier nicht ein paar Steinmänner stehen würden, könnte man die unscheinbare Abzweigung glatt verpassen. Im Schlepptau einiger anderer Wanderer folgen wir dem unmarkierten Steig hinauf zu einer großen Felswand. Dort entdecken wir eine dunkle Höhle, in der jede Menge Grablichter und Kreuze aufgereiht stehen. Wer einen Platz für okkulte Rituale sucht, ist hier genau richtig! Doch wir setzen unseren Aufstieg unbeirrt fort. Dieser führt uns nun über goldgelbe Grashänge steil bergauf. So steil sogar, dass ein Sturz durchaus übel ausgehen könnte. Jenseits einer versicherten Felsstufe flacht der Weg zum Glück jedoch wieder ab und wir erreichen kurz darauf den Königsstand (1453m).

Felsenhöhle auf dem Maurersteig.

Der Maurersteig führt an einer zwielichtigen Gedenkstätte vorbei.

Der Königsstand

Königsstand
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKramergruppe
Höhe1453 m
Koordinaten47°31′02″N, 11°04′20″E

Der Ausblick von hier oben ist tatsächlich königlich! Während die Ortschaften im Loisachtal ruhig zu unseren Füßen liegen, bauen sich dahinter die prächtigen Gipfel des Estergebirges auf. Speziell der Wank (1780m) und der Hohe Fricken (1940m) prägen den Blick gen Osten. Auch Garmisch-Partenkirchen – das etwas weiter südlich in einem Bergkessel ruht – lässt sich von hier oben bestens erkennen. Dahinter erheben sich majestätisch die felsigen Gipfel des Wettersteingebirges. Für ein paar Minuten setzen wir uns nieder und genießen das einmalige Panorama.

Der Königsstand im Ammergebirge.

Zufrieden erreichen wir den Königsstand.

Dann zieht es uns aber auch schon wieder weiter. Bevor wir gleich den nächsten Gipfel anpeilen, wollen wir noch schnell zum höchsten Punkt des Königsstand (1453m), der sich etwas weiter nördlich im Wald befindet. Doch wirklich lohnenswert ist dieser kurze Abstecher nicht. Außer einigen Bäumen gibt es hier oben nämlich nichts zu sehen – und so kehren wir nach einem schnellen Gipfelfoto auch schon wieder um.

Der Katzenkopf

Zurück am Aussichtspunkt studieren wir den weiteren Wegverlauf. Unser nächstes Ziel ist der Katzenkopf (1817m) – ein markanter Grasgipfel, auf den sich nur selten jemand verirrt. Dies mag unter anderem auch daran liegen, dass der Zustieg weder beschildert noch markiert ist. Doch glücklicherweise treffen wir auf einen Einheimischen, der uns bei der Wegfindung hilft.

Die Abzweigung zum Katzenkopf.

Vom Königsstand aus können wir die Abzweigung zum Katzenkopf (grün) bereits erkennen.

Zunächst sollen wir uns nach Südwesten wenden und dem Pfad in Richtung Kramerspitze (1985m) folgen, bis wir – bereits nach wenigen Minuten – auf der rechten Seite eine markante Felswand erreichen. Genau hier müssen wir abbiegen! Eine Markierung oder einen Steinmann sucht man hier vergeblich. Doch ein leicht ausgetretener Pfad zeigt uns, dass wir hier richtig sind. Über allerlei Geröll, Gras und Wurzelwerk geht es nun steil bergauf. Bei trockenen Verhältnissen wie heute ist dieser Abschnitt bereits unangenehm, bei Nässe oder Schnee definitiv nicht zu empfehlen! Doch mit festem Schuhwerk, Trekkingstöcken und etwas Konzentration meistern wir die steile Passage. Anschließend folgen wir einer schmalen Latschengasse, umrunden eine weitere Felswand, und erreichen kurz darauf über eine grasige Flanke unseren zweiten Gipfel.

Bildergalerie: Die Überschreitung des Kramer

Katzenkopf
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKramergruppe
Höhe1817 m
Koordinaten47°30′48″N, 11°03′42″E

Außer uns hat sich heute nur eine ältere Dame aus Garmisch hier herauf verirrt – und so haben wir den Katzenkopf (1817m) fast für uns alleine. Zufrieden legen wir die Rucksäcke ab und machen es uns neben einigen verkohlten Holzscheiten – Überreste des Johannifeuers – gemütlich. Fast eine ganze Stunde lang bleiben wir hier im Gras liegen und genießen in der warmen Herbstsonne das herrliche Panorama, das vom Karwendel bis zu den Lechtaler Alpen reicht.

Der Blick vom Katzenkopf auf das Loisachtal.

Im Osten haben wir einen tollen Blick auf das Loisachtal und die Gipfel des Estergebirges.

Der Blick vom Katzenkopf auf die Kramerspitze.

Im Westen zeigt sich uns der weitere Weg in Richtung Kramerspitze.

Der Kramersteig

Eigentlich könnten wir den ganzen Tag hier oben liegen bleiben. Doch es hilft nichts: Wir müssen weiter! Mit unserem nächsten Ziel bereits im Blick wenden wir uns nach Westen und steigen über eine schmale Latschengasse hinab zum Kramersteig. In den Sommermonaten herrscht hier oben Hochbetrieb, heute ist es hingegen verdächtig ruhig. Lediglich zwei andere Wanderer kreuzen unseren Weg. Doch beklagen wollen wir uns über die Einsamkeit natürlich nicht! Stattdessen arbeiten wir uns genüsslich über den reizvollen Grat und müssen nun auch gelegentlich die Hände zur Hilfe nehmen. Abgesehen von einer versicherten Stelle und ein paar leichten Kraxeleien ist diese Passage jedoch kaum der Rede wert – bis plötzlich zwei Gipfelkreuze unerwartet vor uns auftauchen!

Der Kramersteig.

Ein wahrer Gipfelreigen steht uns nun auf dem Kramersteig bevor.

Eine namenlose Felsnadel

Das Erste befindet sich auf einer spitzen Felsnadel, die majestätisch über den Straßen von Garmisch-Partenkirchen thront. Einen Namen oder eine offizielle Höhenangabe hat dieser Sporn zwar nicht, aber der Vollständigkeit halber steigen wir trotzdem schnell hinauf. Der Aufstieg geht dabei deutlich einfacher vonstatten, als es zunächst den Anschein macht. Nach ein paar spektakulären Schnappschüssen am Gipfelkreuz steigen wir aber auch schon wieder ab und kehren zum Kramersteig zurück.

Die namenlose Felsnadel.

Majestätisch erhebt sich die Felsnadel über Garmisch-Partenkirchen.

Mittergern und Mittergernkopf

Mittergern(kopf)
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKramergruppe
Höhe1834 m
Koordinaten47°30′36″N, 11°03′18″E

Als nächstes steht nun der Mittergernkopf (1834m) auf unserem Programm. Die Abzweigung zu dem unscheinbaren Gipfel befindet sich hinter einer Felsstufe und ist gar nicht so einfach zu finden. Da es auch hier wieder keinerlei Markierungen gibt, kann man den Einstieg leicht verpassen. Doch wer den Zugang findet, erreicht über einen losen Geröllhang schnell die dicht bewachsene Schulter. Von dort führt eine schmale Latschengasse in wenigen Augenblicken zum Gipfelkreuz hinab.

Das Kreuz des Mittergernkopf.

Ein latschengesäumter Weg führt uns hinab zum einsamen Kreuz des Mittergernkopf.

Streng genommen handelt es sich hierbei jedoch gar nicht um einen richtigen Gipfel, sondern vielmehr um ein vorgelagertes Gipfelkreuz. Der höchste Punkt – auch Mittergern genannt – befindet sich tatsächlich etwa 200 Meter weiter nordwestlich. Glücklicherweise verläuft der Kramersteig von Haus aus über diesen Gipfel, so dass wir ihn gar nicht versäumen können. Oben, bei einem einfachen Gedenkkreuz mit der Aufschrift »Schnitti«, legen wir noch einmal eine kurze Verschnaufpause ein.

Der Gipfel des Mittergern.

Der eigentliche Gipfel des Mittergern befindet sich etwas weiter nordwestlich.

Der namenlose Vorgipfel

Mittlerweile haben wir einen guten Blick auf die Kramerspitze (1985m) und ihren namenlosen Vorgipfel. Weit ist es nicht mehr! Neugierig verfolgen wir den weiteren Wegverlauf. Vom Mittergern geht es zunächst auf unangenehm feinem Geröll einige Höhenmeter hinab, ehe wir auf einem schmalen Pfad das steinige Roßkar queren müssen. Hier, in der schattigen Nordflanke, kann sich der Altschnee oft bis weit in den Sommer halten. Doch im Moment ist der Kramersteig glücklicherweise schneefrei – und so kommen wir problemlos hinüber. Nach einer kurzen felsigen Passage erreichen wir schließlich den grasigen Sattel zwischen der Kramerspitze und ihrem nordöstlichen Vorgipfel.

Die Traverse des Roßkar.

Ein schmaler Pfad im Roßkar führt uns um den namenlosen Vorgipfel der Kramerspitze herum.

Da wir heute wirklich alles mitnehmen wollen, wenden wir uns zunächst dem namenlosen Vorgipfel zu, der aus einigen scharfen Felstürmen besteht. Nur selten verirren sich Wanderer hier herauf. Dabei dauert der Aufstieg über den weglosen Grashang keine fünf Minuten! Schwindelfrei sollte man dennoch sein, denn die letzten Meter zum Gipfel sind ordentlich ausgesetzt. Mit etwas Konzentration erreichen wir aber relativ mühelos die Spitze der namenlosen Felszacken, welche in einigen Publikationen fälschlicherweise als Roßkarköpfe bezeichnet werden. Da es hier oben außer schwindelerregenden Abgründen aber nicht viel zu sehen gibt, halten wir unseren Exkurs eher kurz.

Der Vorgipfel der Kramerspitze.

Ohne Namen, aber dennoch spektakulär: Der Vorgipfel der Kramerspitze!

Der beliebte Kramerspitz

Nachdem wir ein paar Schnappschüsse gemacht haben, peilen wir endlich den Höhepunkt der heutigen Tour an: die Kramerspitze (1985m). Das imposante, metallene Kreuz auf dem beliebten Aussichtsgipfel können wir von unserer Warte bereits bestens erkennen – und tatsächlich ist der Weg dorthin nicht weit. Zunächst geht es locker hinunter zu einem grasigen Sattel, ehe ein kurzer, felsiger Schlussanstieg noch einmal etwas Handeinsatz erfordert. Insgesamt dauert der Übergang aber keine fünf Minuten.

Der Gipfel der Kramerspitze.

Bis zur Kramerspitze ist es nur noch ein Katzensprung!

Kramerspitze
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKramergruppe
Höhe1985 m
Koordinaten47°30′25″N, 11°02′50″E

Zufrieden umarmen wir endlich das große Metallkreuz und legen unsere schweren Rucksäcke darunter ab. Bevor wir uns nun gleich noch einmal eine Brotzeitpause gönnen, schlendern wir der Vollständigkeit halber noch schnell zum eigentlichen Gipfel hinüber. Dieser befindet sich einige Meter weiter nördlich und ist über einen schmalen Felsgrat zu erreichen. Schnell machen wir ein paar Fotos vom höchsten Punkt der Kramergruppe, dann kehren wir aber auch schon wieder um. Zeit für eine Brotzeit! Erschöpft von den bisherigen Strapazen lassen wir uns unter dem Gipfelkreuz nieder, holen etwas Proviant heraus und genießen das fantastische Bergpanorama.

Der Gipfel der Kramerspitze.

Ein Felsgrat führt zum höchsten Punkt des Kramers.

Eine herrliche Gratwanderung

Der Blick hinüber zum Wetterstein ist so schön, dass man fast die Zeit vergessen könnte. Doch schließlich müssen wir von der Kramerspitze (1985m) Abschied nehmen – denn in gerade einmal einer Stunde wird die Sonne bereits untergehen. Hektisch packen wir unsere Rucksäcke und machen uns wieder auf den Weg. Dieser führt uns über den Kramersteig weiter nach Westen bis zur malerisch gelegenen Stepbergalm (1592m). Dabei müssen wir zunächst eine kurze versicherte Stelle überwinden, ehe es anschließend eher gemütlich an der Gratkante entlang geht. Über einen abschüssigen Geröllhang erreichen wir – genau zum Sonnenuntergang – schließlich die urige Berghütte.

Der Abstieg von der Kramerspitze.

Im letzten Licht des Abends folgen wir dem Gratverlauf hinab zur Stepbergalm.

Abstieg im Dämmerlicht

Während die Stepbergalm (1592m) im Oktober noch vor Menschen überquoll, erscheint sie heute Abend verwaist und verlassen. Wenn die Zeit nicht drängen würde, könnte man hier – auf der weitläufigen Wiesenlandschaft – den Tag gemütlich ausklingen lassen. Doch leider müssen wir heute noch einen Zug erwischen. Und so setzen wir unseren Abstieg ohne lang zu zögern fort. Im letzten Licht des Abends jagen wir über das Gelbe Gwänd hinab. Obwohl der Weg teilweise schmal und ausgesetzt ist, kommen wir flott voran und erreichen nach gerade einmal eineinhalb Stunden die Ausläufer von Untergrainau (750m). Eine Landung nach Maß! Denn mittlerweile ist selbst das letzte Dämmerlicht verschwunden. Erschöpft, aber glücklich spurten wir in der Dunkelheit zum Bahnsteig. Dort wartet der Zug bereits auf uns. »Puh, geschafft! Was für eine Tour!«

StationenDistanzDifferenzZeit
Garmisch-Partenkirchen
→ Königsstand ✝ +5,4 km751 m ↑ 6 m ↓+1h 55m
→ Katzenkopf ✝ +1,5 km369 m ↑ 5 m ↓+1h 00m
→ Mittergernkopf ✝ +0,7 km 81 m ↑ 64 m ↓+0h 35m
→ Kramerspitze ✝ +1,2 km203 m ↑ 52 m ↓+0h 45m
→ Stepbergalm +2,2 km 2 m ↑395 m ↓+1h 10m
→ Untergrainau +5,9 km 20 m ↑862 m ↓+1h 20m
Gesamt 16,9 km1426 m ↑1384 m ↓ 6h 45m