Der Attersee im Salzkammergut.

Eine Gewitternacht am Attersee

Schoberstein und Mahdlgupf


22. – 23. Mai 2016 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung des Großen Schoberstein und des Mahdlgupf im Höllengebirge. Unsere Wanderung beginnt in Weißenbach am Attersee. Von dort steigen wir über den Normalweg zunächst zum Großen Schoberstein auf. Anschließend folgen wir dem Wanderweg weiter zum Mahdlgupf, wo uns ein toller Blick über das Salzkammergut erwartet. Eine aufziehende Gewitterfront drängt uns spät in der Nacht schließlich wieder zum Abstieg.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 291

Ein Sommertag im Salzkammergut

»Was für eine Landschaft!« Während wir mit dem Auto noch auf der B152 gen Süden tuckern, haben uns die imposanten Felspyramiden und tiefblauen Seen des Salzkammergutes bereits vollkommen in ihren Bann gezogen. Rund um den Attersee – dem größten Binnengewässer Österreichs – herrscht an diesem Wochenende erwartungsgemäß hektisches Treiben. Unzählige Touristen bevölkern die langen Badestrände, und auf dem ruhigen Wasser ziehen ein paar Segelschiffe ihre Bahnen. Während die einen das traumhafte Wetter am See genießen, locken uns heute wieder einmal die Berge. Drei Tage lang wollen wir mit nichts als unseren Rucksäcken durch das urtümliche Höllengebirge streifen. Ein kleines Abenteuer fernab der Zivilisation.

Der Attersee und das Höllengebirge.

Hinter dem Attersee erhebt sich das langgezogene Höllengebirge.

Vom Parken und Packen

Am späten Nachmittag erreichen wir Weißenbach (483m). Die kleine Gemeinde am südöstlichen Ufer des Attersee ist der Ausgangspunkt für unsere heutige Tour. Jenseits einer sommerlichen Weide, beim großen Wanderparkplatz am Wolterweg, stellen wir unseren Wagen ab und hieven die Rucksäcke aus dem Kofferraum. Schlafsäcke und Isomatten, Proviant für drei Tage, und allerlei Foto-Equipment sorgen für ein stattliches Gewicht. Gute 20 Kilogramm pro Rucksack kommen da schnell auf die Waage. Leicht wird der Aufstieg damit nicht, aber wir sind guter Dinge. Nachdem wir uns eingecremt haben, kann es losgehen.

Die zähe Waldetappe

Der Attersee im Zeitraffer
(In Kooperation mit APTP)

Auf der anderen Straßenseite ist unser erstes Ziel zum Glück schon ausgeschrieben: der Schoberstein (1037m). Zielstrebig biegen wir in den dichten Mischwald ein und folgen dem Nikoloweg nach Norden, bis nach einigen Minuten plötzlich die kleine St. Nikolaus Kapelle vor uns auftaucht. Damit ist der gemütliche Teil der Wanderung auch schon vorbei. Von nun an geht es über unzählige Serpentinen steil bergauf. Das dichte Blätterdach schützt uns zwar größtenteils vor der schwülen Nachmittagshitze, doch wir kommen trotzdem ordentlich ins Schwitzen.

Bildergalerie: Großer Schoberstein & Mahdlgupf

Obwohl es mittlerweile schon relativ spät ist, sind wir heute Abend längst nicht alleine unterwegs. Praktisch im Minutentakt kommen uns Wanderer und Trailrunner entgegen. Unsere prall gefüllten Rucksäcke sorgen dabei für allerlei Gesprächsstoff. »Wollt ihr etwa oben biwakieren?«, erkundigt sich ein älteres Pärchen voller Neugier, und eine junge Frau wünscht uns »Viel Spaß da oben!« Doch von Spaß kann momentan noch keine Rede sein! Bereits jetzt ächzen wir unter der Last der Rucksäcke, die sich tief in unsere Schultern eingraben.

Ein Aussichtspunkt über dem Attersee.

Bei einem Aussichtspunkt legen wir eine kurze Verschnaufpause ein.

Der Kleine Schoberstein

Langsam aber stetig arbeiten wir uns trotzdem nach oben, bis sich der Wald nach eineinhalb Stunden plötzlich lichtet und eine eindrucksvolle Felszinne vor uns erscheint: der Kleine Schoberstein (950m). Gezeichnet von den Strapazen des Aufstiegs genehmigen wir uns eine kurze Verschnaufpause. Bei einem Picknickplatz im Schatten der Südwand legen wir die Rucksäcke für einen Moment ab und genießen den Blick über den malerischen Attersee. Kurz überlegen wir, ob wir den Kleinen Schoberstein auch besteigen sollen, doch der Gipfelaufbau der felsigen Zinne sieht von hier unten recht wild aus. Sowohl der Anstieg über den Ostgrat (UIAA I) als auch über den Südgrat (UIAA II+) erfordert Handeinsatz. Mit den schweren Rucksäcken wollen wir uns das heute nicht antun.

Der Kleine Schoberstein.

Erstaunlich wild erscheinen die letzten Meter zum Kleinen Schoberstein.

Der Große Schoberstein

Großer Schoberstein
LandÖsterreich
GebirgeSalzkammergut-Berge
KammHöllengebirge
Höhe1037 m
Koordinaten47°48′01″N, 13°33′07″E

Stattdessen machen wir uns auf den Weg zum Großen Schoberstein (1037m), der sich etwas weiter östlich dem Himmel entgegenstreckt. Da der direkte Anstieg über den Südwestgrat ebenfalls Klettereinlagen voraussetzt (UIAA II), bleiben wir lieber auf dem Normalweg. Dank großzügiger Markierungen ist dieser nicht zu verfehlen. Nachdem wir die Schlüsselstelle – eine kleine, seilversicherte Felsplatte – hinter uns gelassen haben, führt uns ein schmaler Pfad relativ locker über die Ostflanke zum Gipfel hinauf. »Geschafft!«

Die Schlüsselstelle am Großen Schoberstein.

Die Schlüsselstelle der Tour: eine seilversicherte Felsplatte.

Erleichtert lassen wir die Rucksäcke von unseren Schultern gleiten und suchen uns ein schönes Fleckchen unter dem Gipfelkreuz. Da wir momentan alleine hier oben sind, können wir das traumhafte Bergpanorama in Ruhe genießen. Der Ausblick über das Salzkammergut und die benachbarten Gebirgsgruppen ist einfach fantastisch! Während uns im Westen der glasklare Attersee zu Füßen liegt, erhebt sich im Süden der markante Schafberg (1780m). Und im Norden, versteckt hinter einigen Bäumen, können wir auch schon unser nächstes Ziel – den Mahdlgupf (1261m) – ausmachen. Fast eine halbe Stunde bleiben wir sitzen und genießen das herrliche Wetter.

Der Ausblick vom Gipfel des Großen Schoberstein.

Der Ausblick vom Großen Schoberstein kann sich sehen lassen.

Der Mahdlgupf

Mahdlgupf
LandÖsterreich
GebirgeSalzkammergut-Berge
KammHöllengebirge
Höhe1261 m
Koordinaten47°48′18″N, 13°33′33″E

Als sich nach einiger Zeit ein junges Pärchen zu uns heraufgesellt, machen wir uns wieder auf den Weg. Nicht, dass wir hier ein romantisches Date durch unsere Anwesenheit ruinieren... Widerwillig werfen wir uns wieder die Rucksäcke über die Schultern und wenden uns dem Mahdlgupf (1261m) im Norden zu. Der Weg dorthin ist kurz und kaum der Rede wert: Ein flaches Anfangsstück, ein paar Serpentinen, dann gehört der Gipfel uns.

Der Gipfel des Mahdlgupf.

Nach einer kurzen Zwischenetappe erreichen wir den Gipfel des Mahdlgupf.

Mittlerweile ist es 19:30 Uhr. Eigentlich wollten wir vor dem Sonnenuntergang noch weiter bis zur Brennerin (1602m), doch zeitlich wird das äußerst knapp. Und so machen wir es uns vorerst hier oben gemütlich. Zufrieden legen wir die Rucksäcke ab und holen den Kocher heraus. Während sich die Sonne langsam dem Horizont nähert, kochen wir groß auf. Erbsen und Karotten, Nudeln und Pesto: Nach dem zähen Aufstieg steht uns ein wahrer Festschmaus bevor!

Abendessen auf dem Mahdlgupf.

Nach dem zähen Aufstieg lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.

Eine zauberhafte Nacht

Während wir genüsslich unsere Schüsseln auslöffeln und dabei das einzigartige Panorama genießen, droht das Wetter langsam umzuschwingen. Jenseits des Sees ist mittlerweile eine gigantische Wolkenfront aufgezogen. Zudem fegt nun ein kräftiger Wind über das Höllengebirge. »Das war’s dann wohl mit dem Sonnenuntergang!«, murmelt mein Begleiter leicht enttäuscht. Doch als nur kurze Zeit später im Osten ein riesiger Vollmond über dem Toten Gebirge emporsteigt, ist der Frust schnell vergessen. Nicht minder spektakulär ist der Blick über die vielen kleinen Dörfer am Attersee, die mit ihren hellen Lichtern standhaft der Dunkelheit trotzen. Es ist eine zauberhafte Nacht!

Eine Nacht auf dem Mahdlgupf.

Die Nacht bricht über das Salzkammergut herein.

Flucht vor der Gewitterfront

Wenn wir heute noch zur Brennerin (1602m) aufsteigen wollen, sollten wir uns aber langsam wieder auf den Weg machen. Doch während wir gerade unsere Stirnlampen aus dem Rucksack hervorkramen, bemerken wir im Westen den ersten Blitz. Und dann noch einen. Und noch einen... Über dem Salzburger Land entlädt sich plötzlich ein regelrechtes Blitzlichtgewitter. Für einige Zeit beobachten wir die Lage, dann – gegen zwei Uhr morgens – steigen wir sicherheitshalber ab. Eine kuriose Tour findet ihr vorzeitiges Ende. Was bleibt, sind einige unvergessliche Erinnerungen – und die Erkenntnis, dass wir die Hälfte unserer Ausrüstung völlig umsonst den Berg hinauf geschleppt haben.

Blitze über dem Salzburger Land.

Eine aufziehende Gewitterfront zwingt uns zum Abstieg.

StationenDistanzDifferenzZeit
Weißenbach am Attersee
→ Großer Schoberstein ✝ +1,9 km555 m ↑ 1 m ↓+1h 55m
→ Mahdlgupf ✝ +0,8 km248 m ↑ 24 m ↓+0h 45m
→ Weißenbach am Attersee +2,7 km 25 m ↑803 m ↓+2h 15m
Gesamt 5,4 km828 m ↑828 m ↓ 4h 55m