Das Valle Gran Rey.

Über dem Valle Gran Rey

Der Gipfel der Hochebene La Mérica


13. August 2012 • Autor: bra. & mop.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Pico de la Mérica auf La Gomera. Ausgangspunkt unserer Tour ist das Küstendorf La Calera. Über zahlreiche Serpentinen und die Hochebene La Mérica erreichen wir schließlich den Gipfel. Während der Wanderung genießen wir immer wieder eine tolle Aussicht. Nach einem rasanten Abstieg über eine lediglich auf der Hochebene leicht abgeänderte Route kehren wir noch auf ein gemütliches Abendessen ein.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 231

Was bisher geschah

Es ist der zweite Abend unseres Ausflugs auf die Kanaren. Entspannt sitzen wir auf einem Hochplateau im Valle Gran Rey und arbeiten einen Alternativplan für die nächste Tage aus. Ja, irgendwie lief das alles ganz anders, als wir geplant hatten. Eigentlich sind wir nach La Gomera gekommen, um den Nationalpark zu erkunden und dort den höchsten Berg der Insel zu besteigen: den Alto de Garajonay (1487m). Doch die schlimmsten Waldbrände der letzten Jahrzehnte machten uns einen Strich durch die Rechnung. Und so sitzen wir hier oben und lauschen stattdessen dem geschäftigen Surren der Löschflugzeuge, während die Dämmerung hereinbricht.

Ein Löschflugzeug über La Gomera.

Die Löschflugzeuge sind ununterbrochen im Einsatz.

Vom Norden abgeschnitten!

Der nächste und damit dritte Tag bricht an. Nach einer wirklich windigen (»Wo ist mein Schlafsack? Ich war doch nur kurz weg? Ach, da in den Büschen bei der Klippe!«) aber entspannenden, sternenklaren und warmen Nacht geht es für uns zunächst wieder zurück zum Playa del Inglés. Kaum an der Straße angekommen, müssen wir erfahren, dass sich das Feuer trotz Löschflugzeugen so weit ausgebreitet hat, dass nun auch die Küstenstraße gesperrt und Wanderungen nach Norden nicht mehr möglich sind. Doch auch durch das erneute Scheitern unserer Pläne lassen wir uns den Spaß nicht verderben. Wir entspannen zuerst am wunderschönen und praktisch menschenleeren Strand. Nach einer kurzen Abkühlung und mehreren Standfestigkeitsprüfungen gegen die Wellen des Atlantischen Ozeans entscheiden wir uns, den naheliegendsten Berg zu besteigen: den 857 Meter hohen Pico de la Mérica.

Beginn der ungeplanten Wanderung

Wir folgen der Straße vom Strand bis La Calera (50m) das Tal hinauf, wo nördlich ein Wanderweg nach Arure beginnt. Der Weg führt in schier endlosen Serpentinen die steilen Küstenhänge empor, wobei man einen hervorragenden Blick auf das Valle Gran Rey, den Strand von La Calera und den Atlantischen Ozean gewinnt. Nach zirka 600 Höhenmetern erreichen wir einen Aussichtspunkt mit lohnenswertem Panoramablick, sowohl ins Valle Gran Rey als auch auf die westliche Steilküste, die wir noch erklimmen müssen. Von hier aus können wir auch wieder unsere bereits liebgewonnenen Löschflugzeuge beobachten, die im Hafen La Caleras ihr Wasser aufsammeln, um es dann über den Brandherden abzuwerfen.

Das Küstendorf La Calera.

Die Aussicht ist fantastisch.

Ein einmaliger Ausblick

Nach einer weiteren halben Stunde haben wir bereits gut 800 Höhenmeter geschafft und kommen auf einem weitläufigen Plateau an. Jetzt haben wir auch einen guten Blick auf einen Großteil der Insel und den Alto de Garajonay (1487m) – und auf die umherziehenden Rauchschwaden. Wir gehen weiter. Der Feuerrauch brennt leicht in unseren Lungen. In der Ferne können wir auch schon den Gipfel des La Mérica (857m) ausmachen. Wir folgen jedoch nicht dem angelegten Weg auf der Hochebene, sondern kreuzen diese, um an die Klippe an der Westseite der Insel zu gelangen. Hier bietet sich ein wirklich einmaliger und für alle Strapazen entschädigender Ausblick: wir treffen auf einen einsamen Baum, der ganz alleine dem Wind ausgesetzt ist. 800 Meter unter uns erstreckt sich das Meer; wir können den Playa del Inglés inklusive Sportanlage erblicken und in der Ferne die Insel La Palma – von Wolken umgeben, welche einen Schatten auf die sich brechenden weiß-schäumenden Wellen des Atlantischen Ozeans werfen. Östlich von uns liegt die Hochebene mit dem Ausblick auf den Garajonay, Richtung Norden das Ziel: der Pico de la Mérica. Jetzt haben wir nicht mehr lange. Wir gelangen an verfallenen, alten Hirtenhütten vorbei, und die Aussicht auf das Innere der Insel wird immer besser – eine zerklüftete Kulisse mit tiefen Tälern und vielen Bergen.

Ankunft am ersehnten Ziel

Pico de la Mérica
LandSpanien
InselgruppeKanaren
InselLa Gomera
Höhe857 m
Koordinaten28°07′02″N, 17°20′07″E

Nach einer weiteren halben Stunde Wanderung haben wir es endlich geschafft: der Pico de la Mérica (857m) gibt einen grandiosen Ausblick sowohl auf den Atlantik als auch auf die Insel Gomera und den Garajonay (1487m) frei.

Der Pico de la Mérica.

Eine kleine Steinsäule markiert den höchsten Punkt.

Nach der erfolgreichen Besteigung und einer kleinen Pause gehen wir wieder ein Stück zurück, um an der Westseite den atemberaubenden Blick auf La Palma und den bald anstehenden Sonnenuntergang zu ergattern. Während wir die Idylle genießen, entdecken wir, dass das Plateau nicht nur von Wanderern gezielt genutzt wird – auch eine Ziegenherde weiß die Landschaft zu schätzen und ist ob unserer Anwesenheit irritiert.

Der Gewaltabstieg und ein schöner Ausklang

Nach einem grandiosen Sonnenuntergang, von dem sich manche Teammitglieder kaum trennen konnten (»Jetzt komm, gehen wir wieder runter!« – »Nein, warte noch ’n paar Minuten!« – »Die Sonne ist schon weg, besser wird’s nicht, nur dunkel.« – »Ach! Das beste kommt noch, und was sind schon fünf Minuten?« – »Ich geh jetzt, du kannst ja dann nachkommen...« – »Ach Mensch, ok, dann gehen wir halt...«), nehmen wir den Abstieg vor. Um nicht von der Dunkelheit überrascht zu werden, planen wir einen 30 Minuten Gewaltmarsch mit Laufen, Springen und schnellem Fußmarsch. Außerdem nehmen wir dieses Mal den direkten Weg über die Hochebene. Es werden zwar 45 Minuten, aber das reicht zu einer Punktlandung. Als wir die ersten Häuser erreichen, ist es so dunkel, dass ohne Stirnlampe nichts mehr gehen würde.

Ein Löschflugzeug über La Gomera.

Nach dem Sonnenuntergang kehren wir zurück nach La Calera.

Zurück in La Calera treffen wir uns noch mit österreichischen Freunden zum Abendessen, um den Tag gebührend ausklingen zu lassen. Endlich! Ein normales Abendessen! Nicht nur Haferflocken oder Riegel! Tintenfisch und Fleisch!!! Und Fanta dazu! Was gibt es Schöneres?

StationenDistanzDifferenzZeit
Playa de la Calera
→ Riscos de la Mérica +3,5 km662 m ↑212 m ↓+2h 30m
→ Pico de la Mérica ✝ +1,7 km419 m ↑62 m ↓+0h 30m
→ Playa de la Calera +4,8 km274 m ↑1081 m ↓+0h 45m
Gesamt 10,0 km1355 m ↑1355 m ↓3h 45m