Der Blick auf die Punta La Marmora.

Auf Gipfeljagd im Gennargentu-Gebirge

Die Besteigung der Punta La Marmora


25. April 2019 • Autor: bra.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung der höchsten Berge Sardiniens. Unsere Wanderung beginnt am Rifugio Sa Crista im Gennargentu-Gebirge. Von dort geht es über den Bruncu Spina, die Punta Su Sciusciu und die Punta della Croce hinauf zum höchsten Punkt der Mittelmeerinsel: der Punta La Marmora. Nach einer kurzen Gipfelpause auf dem Dach Sardiniens kehren wir wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 2498

Rückkehr nach Sardinien

Nach meinem ersten Drei-Tages-Besuch auf Sardinien im Jahr 2016 war ich beeindruckt von der Schönheit der türkisblauen Strände und den einsamen Buchten der Mittelmeerinsel. Insbesondere die Wanderung zur Cala Goloritzè hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Gemeinsam mit einem Freund, der die Anmut Sardiniens ebenfalls kennenlernen will, entschließe ich mich spontan, dem tristen und regnerischen Frühlingswetter in Deutschland erneut zu entfliehen. Zunächst wollen wir den höchsten Gipfel Sardiniens — die Punta La Marmora (1834m) im Gennargentu Nationalpark — besteigen. Diesen hatte ich bei meinem ersten Besuch aus Zeitgründen auslassen müssen.

Unterwegs zum Rifugio Sa Crista

Von Alghero im Nordwesten der Insel fahren wir frühmorgens zum Ausgangspunkt der Wanderung, dem Rifugio Sa Crista (1510m) bei Desulo. Auf dem Weg dorthin lohnt sich ein Zwischenstopp in einer der kleinen Ortschaften entlang der Route, wie zum Beispiel Gavoi oder Fonni, sowie eine kurze Pause am Gusana-Stausee.

Die Straße ist bis zum Rifugio geteert. Jedoch müssen wir trotzdem aufpassen, da sie an einigen Stellen unterspült ist und der Asphalt bereits wegbröckelt. Um die Mittagszeit herum kommen wir schließlich am Parkplatz S’Arena an.

Das Rifugio Sa Crista im Gennargentu-Gebirge.

Das schön gelegene Rifugio Sa Crista markiert den Startpunkt unserer Tour.

Der Bruncu Spina

Bruncu Spina
LandItalien
InselSardinien
GebirgeGennargentu-Gebirge
Höhe1829 m
Koordinaten40°00′58″N, 09°18′07″E

Nachdem wir kurz das Rifugio besichtigt haben, wenden wir uns mit unseren Rucksäcken auch schon dem breiten Wanderweg zu, der sich hinter der Herberge den Hang hinaufzieht. Das Wetter ist sonnig, jedoch schwächen ein paar Schleierwolken die größte Wucht der Sonneneinstrahlung ab. Unser Weg verkleinert sich nach zirka 20 Minuten zu einem schmalen Trampelpfad, der zunächst leicht bergauf zu einem Sattel führt und eine schöne Sicht auf das linkerhand liegende Tal des Riu Pedras Fitta freigibt. Auch der Bruncu Spina (1829m) — der zweithöchste Berg Sardiniens und gleichzeitig unser erstes Gipfelziel für heute — erscheint bereits zum Greifen nah.

Der Bruncu Spina im Gennargentu-Gebirge.

Mit dem Bruncu Spina haben wir den ersten Gipfel der Tour bereits im Blick.

Nach einem steilen Anstieg, der zirka 30 Minuten dauert, stehen wir bereits auf dem Gipfelplateau, auf dem eine Seilbahn für das aktuell ungenutzte astronomische Observatorium vor sich hinvegetiert. Der Rundumblick ist dennoch schön! Unter anderem erkennen wir am Kamm im Südosten unsere nächsten Ziele: die Punta Su Sciusciu (1822m), die Punta della Croce (1829m) und die Punta La Marmora (1834m), das Dach Sardiniens.

Der Blick vom Bruncu Spina über das Tal des Riu Pedras Fitta.

Vom Gipfel haben wir eine herrliche Aussicht über das Tal des Riu Pedras Fitta.

Über den Arcu Gennargentu zur Punta Su Sciusciu

Nach einer ausgedehnten Pause wandern wir auf dem Südostgrat des Bruncu Spina (1829m) weiter, bis wir nach einem kurzen, aber steilen Abstieg und der Traverse der Punta Paulinu (1792m) auf einem Sattel — dem Arcu Gennargentu (1659m) — ankommen. Nach rechts könnte man auf ebenem Wege zurück zum Rifugio Sa Crista gelangen, immer an der Südwestflanke des Bruncu Spina (1829m) entlang. Wir ziehen diese Route für unseren Rückweg in Erwägung.

Der Arcu Gennargentu im Gennargentu-Gebirge.

Mit flotten Schritten geht es hinab zum Arcu Gennargentu.

Punta Su Sciusciu
LandItalien
InselSardinien
GebirgeGennargentu-Gebirge
Höhe1822 m
Koordinaten39°59′45″N, 09°19′17″E

Zunächst setzen wir jedoch unsere Kammwanderung nach Südosten hin fort und beginnen sogleich den Anstieg zum Dach Sardiniens. Hier sind vereinzelt noch Schneefelder sichtbar, und es ergeben sich einige Gelegenheiten, unseren geschrumpften Wasservorrat an künstlich eingerichteten Wasserläufen wieder aufzufüllen. Am Gratrücken angekommen besteigen wir kurz die rechterhand gelegene Punta Su Sciusciu (1822m) mit einer zehnminütigen Kraxeleinlage.

Die Punta della Croce

Punta della Croce
LandItalien
InselSardinien
GebirgeGennargentu-Gebirge
Höhe1829 m
Koordinaten39°59′23″N, 09°19′29″E

Danach geht es am felsigen Grat entlang weiter zum »Kreuzgipfel«, dem Punta della Croce (1829m), den wir zunächst fälschlicherweise für den höchsten Gipfel der Tour halten. Im Westen lassen wir den Blick über grüne Wiesen und felsige Hänge schweifen, im Osten haben wir einen schönen Ausblick auf das Tiefland von Ogliastra und den Stausee Lago Flumendosa. Auf dem Gipfel begrüßen uns zwei Italiener, die ihren Kaffee kochen und ebenso die Aussicht genießen. Wir machen eine kleine Pause und stärken uns.

Die Punta della Croce im Gennargentu-Gebirge.

Mit der Punta della Croce erreichen wir den vorletzten Gipfel unserer Tour.

Die Punta La Marmora

Punta La Marmora
AliasPerdas Carpìas
LandItalien
InselSardinien
GebirgeGennargentu-Gebirge
Höhe1834 m
Koordinaten39°59′16″N, 09°19′29″E

Im Anschluss setzen wir unsere Gratwanderung nach Süden hin fort und steigen in nur wenigen Minuten auf den bereits sichtbaren Punta La Marmora (1834m), der lediglich durch einen großen Steinmann gekennzeichnet ist. Jetzt haben wir tatsächlich den höchsten Punkt Sardiniens erreicht! Vom einsamen Gipfel genießen wir jetzt noch einmal die Aussicht auf das umliegende Hochland und sind froh, dass die im April bereits starken Sonnenstrahlen durch die Schleierwolken etwas abgefangen werden.

Die Punta La Marmora im Gennargentu-Gebirge.

Lediglich ein Steinmann markiert den höchsten Punkt Sardiniens: die Punta La Marmora.

Der Auftakt ist gemacht

Jetzt könnten wir zwar noch zur Punta Florisa (1822m) weiterwandern, die sich zehn Minuten weiter südlich befindet, aufgrund der bereits fortgeschrittenen Zeit beenden wir aber für heute unsere Gipfeljagd und machen uns nach einer kurzen Trinkpause wieder auf den Rückweg. Dieser führt uns am Kamm entlang zurück zur Kreuzung am Arcu Gennargentu und dann, wie beschrieben, an der Südwestflanke des Bruncu Spina (1829m) entlang in Richtung Parkplatz. Dabei kommen wir nicht nur an kleinen Wasserläufen mit kargen Bäumen vorbei, sondern können am Wegesrand auch verfallene Hirtenhütten bewundern. Zurück am Rifugio waschen wir uns noch kurz im Wasser des Riu Pedras Fitta, dann geht es mit dem Auto weiter zur Ostküste. Dort erwarten uns noch ein paar Tage herrlich mediterraner Küstenwanderungen bei Pedra Longa sowie zwischen Cala Gonone und Cala Luna.

Der Rückweg zum Rifugio Sa Crista.

Über alte Hirtenwege kehren wir zurück zum Rifugio.

StationenDistanzDifferenzZeit
Rifugio Sa Crista
→ Bruncu Spina ✝ +3,1 km319 m ↑ 0 m ↓+0h 50m
→ Arcu Gennargentu +2,6 km 20 m ↑190 m ↓+0h 30m
→ Punta Su Sciusciu ✝ +0,9 km164 m ↑ 0 m ↓+0h 30m
→ Punta della Croce ✝ +0,8 km 44 m ↑ 38 m ↓+0h 15m
→ Punta La Marmora ✝ +0,3 km 9 m ↑ 5 m ↓+0h 10m
→ Punta della Croce ✝ +0,3 km 5 m ↑ 9 m ↓+0h 10m
→ Arcu Gennargentu +1,5 km 0 m ↑170 m ↓+0h 15m
→ Rifugio Sa Crista +5,3 km 94 m ↑243 m ↓+0h 65m
Gesamt 14,8 km655 m ↑655 m ↓3h 45m