Wir haben mehrere Berichte zur Zugspitze (2962m) im Wetterstein:

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Blick über das Zugspitzplatt hinüber zur Zugspitze.

Der höchste Nebengipfel Deutschlands

Stürmischer Aufstieg zum Schneefernerkopf


29. Dezember 2018 • Autor: brm.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Schneefernerkopf im Wettersteingebirge. Unsere Wanderung beginnt am Gletscherrestaurant Sonnalpin auf dem Zugspitzplatt. Über die Skipiste und einen gesicherten Steig gelangen wir auf die Nordschulter des Schneefernerkopf. Von dort führt der Weg über den breiten Grat hinauf zum Gipfel. Nach einer kurzen Gipfelpause geht es über denselben Weg wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Schwierigkeit: WT4, K1 (A)GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 5

16.12.2016 – der erste Versuch

Es war eine schwierige Entscheidung, die wir vor knapp zwei Jahren nur wenige Meter unterhalb des Gipfelkreuzes des Schneefernerkopf (2875m) treffen mussten. Aber die Schneemenge und unsere ungenügende Ausrüstung ließen uns keine andere Wahl: Wir mussten unseren Besteigungsversuch abbrechen und den Rückweg zurück zum Zugspitzplatt antreten. Ohne Steigeisen war der Halt im Schnee nicht fest genug und in Verbindung mit dem fehlenden Klettersteigset zum Einklinken im Sicherungsseil war das Risiko nicht mehr kalkulierbar.

Aber natürlich kehrten wir nicht um, ohne uns zuvor zu versichern, dass wir hierher zurückkehren und den Gipfel im Winter noch einmal versuchen würden.


»Und dieser Schneefernerkopf, meines Wissens den Alpenwanderern bisher fast unbekannt, wäre in der That ein würdiges Objeckt häufigeren Besuches«

— Herrmann von Barth (1874)


29.12.2018 – der zweite Anlauf

Und folgerichtig stehen wir zwei Jahre später zum zweiten Mal am Zugspitzplatt und werfen unseren Blick auf den dominanten Gipfelaufbau des Schneefernerkopf (2875m). Von den zahlreichen Ski- und Snowboardfahrern um uns nehmen wir kaum Notiz. Die grobe Aufstiegsroute erkennen wir bereits: Erst führt der Weg oberhalb des nördlichen Schneeferners zur äußeren Kante der Plattumrandung. Anschließend folgen wir dem gesicherten Steig, der immer wieder aus der Schneedecke spitzt, bis zum Gipfelkreuz auf der nördlichen Bergschulter, ehe es über den Grat zum eigentlichen Gipfel emporgeht.

Der Schneefernerkopf.

Schon vom Platt zu erkennen: Die grobe Aufstiegsroute zum Gipfel.

Der Schneefernerkopf (2875m) ist ein Nebengipfel der Zugspitze (2962m) und gleichzeitig der höchste Nebengipfel bzw. der zweithöchste Gipfel Deutschlands. Aufgrund seiner geringen Schartenhöhe zur Zugspitze kann er nicht als eigenständiger Berg bezeichnet werden. Den Titel als zweithöchster Berg Deutschlands hat damit der Hochwanner (2744m) – ebenfalls im Wettersteingebirge angesiedelt – inne.

Natürlich sind wir dieses Mal besser ausgerüstet als beim ersten Versuch. Direkt am Gletscherrestaurant Sonnalpin (2579m) ziehen wir – wenn auch unter Schwierigkeiten – unsere Steigeisen an, rücken unsere Klettersteigausrüstung zurecht und spüren das sichere Schwingen des Eispickels am Rucksack. Warme Kleidung, Thermounterwäsche und passendes Schuhwerk gehören selbstverständlich auch zum Repertoire. Einzig die Stoffhandschuhe meiner beiden Begleiter werden noch Probleme bereiten (wer würde es erwarten), aber dazu später mehr.

Erreicht haben wir das Zugspitzplatt mit der Zugspitzbahn, die nach dem Ausfall aufgrund eines Übungsunfalls gerade wieder in Betrieb gegangen ist, sowie mit der Gletscherbahn. Erstere beförderte uns zum Gipfel der Zugspitze (2964m) und letztere brachte uns nach unten zum Gletscherrestaurant Sonnalpin. Mit zahlreichen Skifahrern und Snowboardern durften wir die unberührte Schneelandschaft damit als erstes genießen.

Bildergalerie: Schneefernerkopf

Aufbruch zum Gipfel

Am Rande der angenehm griffigen Skipiste schreiten wir zum Beginn des Klettersteigs. Unter dem Schneefernerkopflift hindurch gelangen wir leicht dorthin. Der Einstiegspunkt ist durch die Bergstation des Schlepplifts kaum zu verfehlen.

Die ersten Höhenmeter am Steig legen wir schnell zurück. Die Eisen und das Sicherungsseil sind schneefrei und der Weg damit leicht zu gehen. Vorbei am Windloch mit seinem tollen Blick auf die Gemeinde Ehrwald (994m) gelangen wir zur Schlüsselstelle, an der wir zweimal den steil abfallenden Hang queren müssen. Hier haben wir unseren ersten Versuch abgebrochen. Dieses Mal aber sind wir besser vorbereitet: Langsam arbeiten wir uns mit den Eispickeln vor, legen das verschneite Sicherungsseil frei und klinken uns mit dem Klettersteigset ein. Auch der starke Wind, der immer wieder Schneepulver auf uns niederrieseln lässt, hält uns nicht auf. Nach der Kehre und der zweiten Querung stehen wir wieder an der Abbruchkante.

Aufstieg zum Schneefernerkopf.

Auch der direkte Weg über den Fels wäre eine Möglichkeit, wir entscheiden uns aber für die

Querung des Steilhangs.

Ab hier geht es flott nach oben. Eine weitere leichte Querung und ein letzter kurzer Abschnitt ohne Sicherungsseil und wir stehen vor dem kleinen Kontrollgebäude – mittlerweile wird es als Umweltstation genutzt – des ehemaligen Sessellifts Neue Welt. Windgeschützt legen wir eine Pause ein, ehe wir hinübergehen zum sich dahinter befindenden Gipfelkreuz. Der wahre Gipfel ist das aber noch nicht, der höchste Punkt liegt noch einige Höhenmeter oberhalb.

Die Neue Welt war ein Sessellift, der Wintersportler vom Platt auf diese Schulter des Schneefernerkopf transportierte. Die anspruchsvolle Abfahrt zurück zum Platt fand aber zu wenig Zuspruch und so musste der Lift im Jahr 2003 nach 16 Jahren aus ökonomischen Gründen geschlossen werden. Die Bergstation wurde aber erst 2013 rückgebaut. Der Name Neue Welt existiert heute nur noch als sehr schwierige 1800 Höhenmeter überwindende Skiabfahrt von der Schneefernerschulter hinab nach Ehrwald.

Nach dem obligatorischen Foto wenden wir uns dem wahren Gipfel zu. Der erste meiner Begleiter hat sich bereits seiner Handschuhe entledigt. Der Stoff war nass geworden und bei dem starken Wind hier oben ist alles gefroren.

Der finale Abschnitt

Schneefernerkopf
LandDeutschland | Österreich
GebirgeWetterstein
KammZugspitze und Plattumrahmung
Höhe2875 m
Koordinaten47°24′02″N, 10°58′14″E

Mit zwei Paar Handschuhen und einem Paar blauen Händen gehen wir daher zum unschwer erreichbaren Gipfel. Der Wind hat den breiten Grat größtenteils vom Schnee befreit und so ist ein möglicher Weg leicht zu finden. Nur 15 Minuten später stehen wir vor dem kleinen Steinhügel und genießen den fantastischen Blick über das Zugspitzplatt und die umliegende Bergwelt. Der enorm starke Wind, der die Schneekristalle vor sich hertreibt, zwingt uns aber schnell wieder zur Rückkehr.

Gipfel des Schneefernerkopf.

Ein kleiner Steinhaufen markiert den höchsten Punkt des Schneefernerkopf.

Auf dem Rückweg kühlen auch die Hände meines zweiten Begleiters aus. Beim Abstieg verliert er beide steifgewordenen Handschuhe und folglich kommt auch er mit blauen Händen am Zugspitzplatt an. Am Gletscherrestaurant Sonnalpin wärmen beide ihre Hände auf und anschließend fahren wir mit den zwei Gondelbahnen wieder zurück ins Tal. Beide werden ihre Lehren aus dieser ansonsten fantastischen Tour ziehen.

StationenDistanzDifferenzZeit
Gletscherrestaurant Sonnalpin
→ Schneefernerkopf ✝ +1,3 km296 m ↑ 0 m ↓+2h 20m
→ Gletscherrestaurant Sonnalpin +1,3 km0 m ↑ 296 m ↓+1h 10m
Gesamt 2,6 km296 m ↑296 m ↓3h 30m