Das Panorama vom Sonntagshorn.

Das Dach der Chiemgauer Alpen

Die Besteigung des Sonntagshorn


29. Dezember 2012 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Sonntagshorn in den Chiemgauer Alpen über die Südroute. Wir beginnen unsere Schneeschuhwanderung im Heutal bei Unken. Von dort steigen wir zunächst durch die verschneite Landschaft hinauf zur Hochalm. Anschließend geht es weiter hinauf zum Gipfel des Sonntagshorn – dem höchsten Berg der Chiemgauer Alpen. Der Abstieg erfolgt ab der Hochalm über die südlicher gelegene Forststraße.

Schwierigkeit: WT2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 14

Das Sonnendach

Nach eineinhalb Jahren kehren wir zurück in die Chiemgauer Alpen – und zwar diesmal, um den höchsten Berg dieser Gebirgsgruppe zu besteigen, nämlich das Sonntagshorn (1961m). Interessanterweise hat der Name nichts mit dem Wochentag zu tun, sondern leitet sich von Sonnendach ab. Von Ruhpolding aus führt die konditionell anspruchsvolle Nordroute durch unberührte Landschaften hinauf zum Dach der Chiemgauer Alpen. Darüber hinaus gibt es auch eine kürzere Route, welche von Süden auf den Berg führt.

Startschuss in Unken

Da die Südroute im Winter die bessere Wahl ist, beginnen wir unsere Schneeschuhwanderung am Alpengasthof Heutal (961m) bei Unken. Auf der Straße, die ins Heutal führt, stehen darüber hinaus auch diverse weitere (teils kostenpflichtige) Parkplätze zur Verfügung. Als wir ankommen, ist es gerade einmal 10:00 Uhr, dennoch sind die Parkplätze prall gefüllt, und im Minutentakt trudeln weitere Wanderer und Skifahrer ein. An einem Samstagmorgen in den Weihnachtsferien war aber nichts Anderes zu erwarten – zumal das Sonntagshorn (1961m) bei Skifahrern äußerst beliebt ist. Da am Ausgangspunkt bereits 30 Zentimeter Schnee liegen, ziehen wir uns gleich die mitgebrachten Schneeschuhe an und biegen in die Loipe Richtung Sonntagshorn ein.

Der Alpengasthof Heutal bei Unken.

Unser Ausflug beginnt am Alpengasthof Heutal bei Unken.

Auf Schnee bedeckten Wiesen

Unter einem strahlend blauen Himmel machen wir die ersten Höhenmeter. Der Schnee knirscht unter unseren Tritten, während wir über schneebedeckte Wiesen an schwerbeladenen Tannen und Dachgiebeln vorüberziehen. Auch wenn es bereits jetzt eine schweißtreibende Angelegenheit ist, kommen wir gut voran. Als wir schließlich auf eine Forststraße stoßen, entledigen wir uns der Schneeschuhe und gehen mit unseren normalen Wanderschuhen weiter. So kommen wir auf diesem Wegabschnitt deutlich schneller voran.

Was würde MacGyver tun?

Nach einiger Zeit endet die Forststraße, und wir biegen wieder auf den von Skifahrern gespurten Weg ein. Allerdings ist der Schnee so hoch, dass ein Weiterkommen ohne Schneeschuhe unmöglich ist. Als wir wieder in eben jene hineinschlüpfen wollen, kommt der Schock. Eine Schnalle am Schneeschuh eines Teammitglieds ist verloren gegangen, und die Durchführung der Wanderung steht nun auf der Kippe. Nach einer kurzen Suchaktion finden wir die fehlende Schnalle zwar 200 Meter hinter uns im Schnee liegend, jedoch fehlt der Befestigungsbolzen. Uns bleibt nichts Anderes übrig, als zu improvisieren. Mit einem Ersatzschnürsenkel befestigen wir die Schnalle provisorisch am Schneeschuh und setzen die Tour fort.

Bildergalerie: Sonntagshorn

Die Hochalm

Der gut gespurte, jedoch teilweise recht schmale Weg führt uns zunächst durch bewaldetes Gebiet. Rechterhand sprudelt ein kleines Bächlein vorbei, während von den Bäumen sanft die Schneeflocken herunterprasseln. Nach wenigen Minuten lichtet sich der Wald etwas und mehrere Gebäude tauchen vor uns auf. Wir lassen uns aber nicht lange aufhalten und biegen wieder in ein bewaldetes Teilstück ein, welches uns in wenigen Minuten wieder zu einer Lichtung führt. Mehrere Wegweiser stehen hier, und zahlreiche stark eingeschneite Gebäude zeigen sich unseren Blicken. Nach insgesamt 90 Minuten haben wir also die sogenannte Hochalm (1460m) erreicht, und somit den halben Weg zum Gipfel bereits hinter uns gebracht. Wir nutzen die Gelegenheit für eine kurze Pause, während wir die Blicke über das fantastische Alpenpanorama im Süden und natürlich auf das Sonntagshorn (1961m) im Norden schweifen lassen.

Die Hochalm am winterlichen Sonntagshorn.

Der Blick zurück auf die Hochalm und die verschneite Bergwelt im Süden.

Über die Skipiste zum Gipfel

Nach einer kurzen Rast machen wir uns wieder auf, um die Schlussetappe in Angriff zu nehmen. Vorbei an allerlei Gehölz führt uns der steile Südrücken des Sonntagshorn (1961m) langsam nach oben. Nachdem wir schließlich die Waldgrenze passiert haben, wo lediglich ein paar einsame Latschen aus dem weißen Schneeteppich herausragen, stehen wir plötzlich auf einem weitläufigen Skihang. Im Minutentakt sausen hier die Wintersportler mit ihren Brettern an uns vorbei ins Tal. Wir müssen uns hingegen mit unseren Schneeschuhen langsam immer weiter und weiter in dem steilen Gelände nach oben quälen.

Der höchste Punkt der Chiemgauer Alpen

Sonntagshorn
LandDeutschland | Österreich
GebirgeChiemgauer Alpen
KammSonntagshorngruppe
Höhe1961 m
Koordinaten47°40′56″N, 12°41′45″E

Erschöpft erreichen wir nach insgesamt drei Stunden und 1000 Höhenmetern schließlich den Gipfel. Glücklicherweise hat sich die ganze Schinderei gelohnt! Nachdem wir das metallene Gipfelkreuz abgeklatscht haben, lassen wir die Blicke in alle Richtungen schweifen. Im Norden erstreckt sich das flache Voralpenland mit dem blau glänzenden Chiemsee vor uns. Hinter dem Hochstaufen (1771m) im Nordosten lassen sich sogar die Ausläufer von Salzburg erkennen. Im Osten zeigen sich uns die Berchtesgadener Alpen mit der sagenumwobenen Watzmann-Familie (2713m) und dem nicht minder beeindruckenden Hochkalter (2607m), und im Süden ragen die Loferer und Leoganger Steinberge dem Himmel entgegen. Auch der markante Großglockner (3798m), der höchste Berg Österreichs, lässt sich am Horizont hervorragend erkennen. Komplettiert wird das winterliche Alpenpanorama von den tief verschneiten Gipfeln des Kaisergebirges mit dem Ellmauer Halt (2344m) im Südwesten.

Der Blick vom Sonntagshorn gen Norden.

Im Norden lässt sich der Chiemsee sowie das flache Voralpenland erkennen.

Der Blick vom Sonntagshorn gen Osten.

Im Osten, jenseits des Hochstaufen, zeigen sich die Ausläufer von Salzburg.

Der Blick vom Sonntagshorn gen Südosten.

Im Südosten haben wir den Watzmann als auch den Hochkalter im Blick.

Der Blick vom Sonntagshorn gen Südwesten.

Im Südwesten dominiert hingegen das Kaisergebirge mit dem Ellmauer Halt das Bild.

Rasante Abfahrt

Nach einer kurzen Gipfelbrotzeit bereiten wir uns auf den Abstieg vor. Während alle anderen Gipfeleroberer mit den Skiern einfach in wenigen Minuten hinunter ins Tal düsen können, haben wir diese Möglichkeit mit unseren Schneeschuhen nicht. Allerdings haben wir Rutschteller (auch bekannt als Schneerutscher) mitgebracht. Obwohl es etwas Überwindung kostet, wagen wir die rasante Abfahrt damit über den steilen Südhang. Wo das Rutschen nicht möglich ist, stapfen wir zu Fuß weiter. Nach 50 Minuten erreichen wir auf diese Art wieder die Hochalm (1460m), welche in der Wintersaison immer an den Wochenenden geöffnet hat. Ohne lange zu überlegen kehren wir kurz ein und wärmen unsere durchnässten Körper bei Suppe und Tee. Anschließend gehen und rutschen wir auf der Forststraße weiter hinunter bis ins Tal.

Fazit

Das Sonntagshorn ist eine lohnenswerte Tour für Skifahrer und Schneeschuhwanderer. Von der Südroute führen gut gespurte Wege langsam hinauf auf den höchsten Berg der Chiemgauer Alpen, wobei die letzten 300 Höhenmeter durchaus konditionell anspruchsvoll sind. Vom Gipfel hat man letztlich einen traumhaften Ausblick in alle Richtungen. Für den Abstieg bietet sich eine Ski- oder Schlittenabfahrt an. Mit der Hochalm besteht ferner auch eine Möglichkeit zur Einkehr. Wer Wert auf Einsamkeit legt, ist aber mit einer anderen Tour besser beraten, denn das Sonntagshorn ist gnadenlos überlaufen. Im Sommer bietet sich die längere, aber seltener besuchte Nordroute von Ruhpolding aus für eine Besteigung an.

StationenDistanzDifferenzZeit
Unken, Heutal
→ Hochalm +3,2 km504 m ↑0 m ↓+1h 30m
→ Sonntagshorn ✝ +2,6 km496 m ↑0 m ↓+1h 30m
→ Unken, Heutal +8,7 km17 m ↑1017 m ↓+1h 50m
Gesamt 14,5 km1017 m ↑1017 m ↓4h 50m