Das Panorama vom Sulzkogel.

Die Luft wird dünner

Die Besteigung des Sulzkogel


31. Juli 2015 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Sulzkogel, einem leichten Dreitausender in den Stubaier Alpen. Wir beginnen unsere Wanderung bei der Dortmunder Hütte im beschaulichen Kühtai. Von dort führt uns ein unschwieriger Weg über den Finstertalspeicher, das Schaflegerkar und das Hochkar langsam aber stetig hinauf zum aussichtsreichen Gipfel des Sulzkogel. Nachdem wir dort das fantastische Alpenpanorama bestaunt haben, steigen wir über dieselbe Route wieder hinab zur Dortmunder Hütte, wo wir die Tour bei Kaffee und Kuchen gemütlich ausklingen lassen.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 290

Spontane Planänderung

Um nach langer Zeit mal wieder etwas Höhenluft zu schnuppern, wollten wir heute eigentlich in die Ötztaler Alpen fahren und dort die aussichtsreiche Kreuzspitze (3457m) besteigen. Doch in letzter Minute machte uns die Wettervorhersage einen Strich durch die Rechnung. Da wir auf das Wandern dennoch nicht verzichten wollten, haben wir auf die Schnelle nach einer Alternativtour gesucht und wurden schließlich in den Stubaier Alpen fündig. Dort gibt es mit dem Sulzkogel (3016m) ebenfalls einen leichten und lohnenden Dreitausender zu erklimmen.

Die Dortmunder Hütte

Wir beginnen unsere Wanderung in Kühtai (2017m), einem kleinen Tourismusort im Sellraintal. Speziell im Winter kommen unzählige Outdoor-Sportler hierher, um mit Skiern und Snowboards über die verschneiten Pisten zu brettern. Jetzt im Hochsommer herrscht in der kleinen Ortschaft allerdings deutlich weniger Betrieb. Einzig die Dortmunder Hütte (1948m) am westlichen Ortsausgang scheint auch heute gut besucht zu sein.

Nachdem wir mittlerweile schon sechs zermürbende Stunden im Ferienverkehr verbracht haben, sind wir froh, als sich die urige DAV-Hütte endlich vor unserer Windschutzscheibe aufbaut. Erleichtert stellen wir unser Auto auf dem angrenzenden Parkplatz ab, vertreten uns kurz die Beine, und bereiten schließlich die Rucksäcke für die bevorstehende Wanderung zum Sulzkogel (3016m) vor. Dann kann es auch schon losgehen.

Bildergalerie: Sulzkogel

Sommerwiesen und Staumauern

Von der Dortmunder Hütte (1948m) wenden wir uns zunächst nach Süden und peilen erst einmal die gelben Wegweiser am Straßenrand an. Vier Stunden bis zum Sulzkogel (3016m) heißt es dort. Ob wir wirklich so lange brauchen werden? Unbeirrt biegen wir auf den schmalen Trampelpfad AV146 ein, der uns von nun an über eine schöne, sommerliche Wiesenlandschaft langsam gen Osten führt. Dabei lassen wir nicht nur einen großen Sportplatz kurzerhand links liegen, sondern überqueren auch eine Teerstraße, die im Winter als Rodelbahn dient. Nach 20 Minuten treffen wir schließlich auf eine kleine Brücke, die uns über den sprudelnden Finsterbach führt. Von hier aus haben wir unser erstes Zwischenziel bereits bestens im Blick: die 149 Meter hohe Staumauer des Finstertalspeichers. Über einen wilden und steilen Pfad nähern wir uns langsam aber stetig dem eindrucksvollen Gebilde.

Die Staumauer des Finstertalspeichers.

Beeindruckend erhebt sich die Staumauer des Finstertalspeichers über Kühtai.

Der verdammte Finstertalspeicher

Nach insgesamt einer Stunde haben wir die Krone der Staumauer (2322m) endlich erreicht und können einen Blick auf den schönen Finstertalspeicher werfen. Ruhig liegt das unberührte, türkisblaue Wasser in einem imposanten Bergkessel, und zwischen den grauen Felsen am Uferrand wippen vereinzelt die rosaroten Blüten des Läusekrauts im Wind. Einfach traumhaft! Kurz bleiben wir für ein paar Schnappschüsse stehen, dann zieht es uns aber auch schon wieder weiter. Immerhin haben wir noch einen langen Weg vor uns. Ein schmaler Pfad führt uns nun am Ostufer um den See herum, bis wir nach etwa einer halben Stunde das südliche Ende des Gewässers erreichen.

Der Finstertalspeicher bei Kühtai.

Türkisblau und glasklar breitet sich der Stausee vor uns aus.

Unterwegs im Schaflegerkar

Hier trennt sich der Wanderweg schließlich vom Stausee und führt uns stattdessen über Serpentinen aus losem Geröll steil bergauf. Spätestens ab hier ist festes Schuhwerk nicht verkehrt, denn auf dem rauen Untergrund ist die Gefahr des Umknickens durchaus gegeben. Nach wenigen Minuten auf dem schmalen Pfad müssen wir den hell sprudelnden Finsterbach erneut überqueren. Doch mit ein paar beherzten Schritten auf einige solide wirkende Felsen im Bachbett können wir das kühle Rinnsal problemlos hinter uns lassen. Anschließend trotten wir über das sogenannte Schaflegerkar – eine mit Geröll übersäte Wiese – weiter nach Westen. Wenig überraschend begegnen uns hier auch einige Schafe, die am Wegesrand genüsslich vor sich hin grasen. Knuffig!

Schafe im Schaflegerkar.

Der Name ist Programm: Einige Schafe grasen genüsslich im Schaflegerkar.

Über Block und Stein

Nachdem wir den Finsterbach kurz darauf ein weiteres Mal überquert haben, erreichen wir eine markante Felsstufe, über die sich ein kleiner Wasserfall ergießt. Dort halten wir uns links und arbeiten uns über einige Serpentinen langsam nach oben. Nachdem wir die Stufe überwunden haben, können wir nun endlich unsere Blicke über das Hochkar in all seiner Pracht schweifen lassen. Große, graue Felsblöcke prägen hier oben das Bild. Auf einem gut markiertem Weg geht es ab jetzt über das unschwierige Blockwerk langsam immer weiter nach oben. Dabei passieren wir nicht nur einen kleinen Gletschersee, sondern auch die traurigen Überreste des einst imposanten Gamskogelferners.

Hier oben wird die Luft nun immer dünner und wir kommen ordentlich ins Schnaufen. Doch zumindest haben wir mittlerweile den Gipfel schon fest im Blick. Nach insgesamt drei Stunden erreichen wir schließlich die Scharte zwischen Gamskogel (2965m) und Sulzkogel (3016m). Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung! Über den Südwestgrat wuchten wir uns die letzten Meter nach oben, dann ist es vollbracht!

Der Gipfel

Sulzkogel
LandÖsterreich
GebirgeStubaier Alpen
KammSüdwestl. Sellrainer Berge
Höhe3016 m
Koordinaten47°10′57″N, 11°00′41″E

Der Gipfel des Sulzkogel (3016m) ist erreicht! Erschöpft suchen wir uns ein Plätzchen in der Nähe des Gipfelkreuzes und genießen das herrliche Panorama. Im Norden sehen wir nicht nur den angrenzenden Zwölferkogel (2988m), sondern auch die Nördlichen Sellrainer Berge und dahinter die Mieminger Kette. Im Osten zieht der Finstertalspeicher mit seinem türkisblauen Wasser alle Blicke auf sich. Doch auch die Aussicht auf die dahinterliegenden Gipfel – wie zum Beispiel auf den Neunerkogel (2640m), den Schöllekogel (2902m) und die Kraspesspitze (2954m) – ist nicht zu verachten. Im Süden breiten sich die gesamten Stubaier Alpen mit ihren unzähligen Gipfeln vor unseren Augen aus. Ja, sogar die Ötztaler Alpen lassen sich von hier oben noch problemlos erkennen! Speziell die vergletscherte Wildspitze (3770m) – der zweithöchste Berg Österreichs – ragt aus dem Gipfelgewirr markant heraus. Komplettiert wird das Panorama mit einer tollen Sicht über das abwechslungsreiche Längental im Westen. Großartig! Zufrieden packen wir unsere Brotzeit aus und lassen unsere Augen über das Umland schweifen.

Der Blick vom Gipfel des Sulzkogel auf den Finstertalspeicher.

Vom Gipfel haben wir einen tollen Blick auf den Finstertalspeicher.

Der Blick vom Gipfel des Sulzkogel auf das Längental.

Im Westen zeigt sich uns das abwechslungsreiche Längental.

Der Abstieg

Nachdem wir uns noch schnell im Gipfelbuch verewigt haben, bereiten wir uns schließlich auf den Abstieg vor. Immerhin wird es hier oben nun doch etwas kälter, speziell wenn der Wind über den Gipfel streicht. Aus Mangel an Alternativen wählen wir für den Abstieg im Großen und Ganzen dieselbe Route wie für den Aufstieg. Über den Südwestgrat steigen wir zunächst vorsichtig hinab zur Scharte und bahnen uns anschließend den Weg durch das felsige Hochkar und das Schaflegerkar zum Stausee. Als wir nach 80 Minuten schließlich die Staumauer erreichen, legen wir noch einmal eine kurze Pause ein und beratschlagen uns. Sollen wir wieder über den steilen und schmalen Trampelpfad nach Kühtai absteigen oder doch lieber die breite Teerstraße nehmen? Da wir unsere Knie nun etwas schonen wollen, entscheiden wir uns spontan für die deutlich angenehmere Straße. Ungefähr eine Stunde brauchen wir noch, bis wir schließlich wieder den kleinen Tourismusort erreichen. Dort lassen wir diese herrliche Tour bei Kaffee und Kuchen in der Dortmunder Hütte (1948m) gebührend ausklingen.

Die Ortschaft Kühtai.

Bis nach Kühtai ist es nicht mehr weit.

StationenDistanzDifferenzZeit
Dortmunder Hütte
→ Finstertalspeicher +3,0 km380 m ↑6 m ↓+1h 00m
→ Sulzkogel ✝ +4,1 km703 m ↑9 m ↓+2h 15m
→ Dortmunder Hütte +7,8 km9 m ↑1077 m ↓+2h 25m
Gesamt 14,9 km1092 m ↑1092 m ↓5h 40m