Wir haben mehrere Berichte zur Unnützgruppe (2007m, 2075m, 2078m) in den Brandenberger Alpen:

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Wir haben mehrere Berichte zur Zugspitze (2962m) im Wetterstein:

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Schöne Schinderei am Schinder

Die Schinder-Überschreitung


08. Juni 2014 • Autor: brm.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Wanderung auf den Bayerischen Schinder und den Trausnitzberg in den Bayerischen Voralpen. Vom Forsthaus Valepp wandern wir bis zum Schinderkar und anschließend zum Bayerischen Schinder. Nach einer Rast geht es einfach weiter zum Trausnitzberg. Über die Trausnitzalm kehren wir danach wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 8

Anfahrt und Abmarsch

Über eine Mautstraße (vor acht Uhr meist kostenlos) gelangen wir zum Forsthaus Valepp (848m), unserem Ausgangspunkt. Knapp 100 Meter vorher befindet sich unser Parkplatz. Wir stellen das Auto ab, schultern unsere Rucksäcke, überqueren den Fluss Rote Valepp und biegen links über eine weitere Brücke, die den Fluss Weiße Valepp überspannt — beide Flüsse fließen nur wenige Meter flussabwärts zusammen — auf eine Forststraße ein.

Auf dieser geht es sogleich steil bergauf. Nach einer Rechtskurve spaltet sich der Weg: Links geht es über einen schmalen Steig über die Trausnitzalm (1442m) auf den Trausnitzberg (1808m), auch bekannt als Österreichischer Schinder; rechts weiter über die Forststraße zum Kar und schließlich zum Bayerischen Schinder (1796m). Wir entscheiden uns für letztere Variante, über die Trausnitzalm wollen wir absteigen.

Geht’s bitte weiter! Ich steh mitten in ‘ner Tanne!

Nach einer halben Stunde erreichen wir das Ende der Forststraße — teilweise blitzte das Schinder-Massiv schon eindrucksvoll hinter den Bäumen hervor — und biegen auf einen schmalen Steig ein. Dieser ist anfangs gut zu erkennen, verläuft sich aber nach kurzer Zeit und scheint auch seit längerem nicht mehr gepflegt zu werden. Auch Markierungen sind keine angebracht. Laut einschlägigen Karten wäre bereits wenige Meter vor Ende der Forststraße ein Weg rechts weggegangen, welcher für uns aber nicht zu erkennen war. So zwängen wir uns durch allerlei Gestrüpp — dabei fällt auch obiger Spruch — und erreichen schließlich den richtigen Aufstiegsweg wieder. Unser Steig wurde zwar nicht mehr gepflegt, führte aber dennoch ans richtige Ziel. Glück für uns!

Obwohl wir am falschen Weg sind, ist der Blick auf das Schindermassiv fantastisch.

Ab hier beginnt das Schinderkar, das oben am Schindertor endet. Dieses ist zu Beginn sehr leicht zu gehen, da der Weg zumeist auf den grasbewachsenen Hängen zwischen den Geröllfeldern entlang führt. Nur selten müssen wir wirklich auf lose Steine unter den Schuhen achten. Dennoch ist gutes Schuhwerk angebracht. Denn die letzten Meter des Kars haben es in sich. Hier ist der Weg steil und nur eingeschlagene Tritte bewahren uns vor dem Abrutschen. Oben angekommen machen wir daher im Schatten des Berges erst einmal eine lange Pause. Der Blick von hier ist herrlich. Links von uns erhebt sich der Rotkogel (1687m) und um uns herum legt sich das Schinder-Massiv. In der Ferne erkennen wir den Stolzenberg (1609m) und den Gleiselstein (1332m). Bei den vorherrschenden 30°C genießen wir diesen Moment im kühlen Schatten.

Kletterpassagen und erster Gipfel

Nun geht es durch das sogenannte Fensterl, ein Felsloch in der sich vor uns erhebenden Steilwand. Mit Hilfe von Eisentritten und Drahtseilen klettern wir hindurch und folgen schließlich unter Einsatz der Hände und mit Hilfe von weiteren Drahtseilen dem steinigen Weg bis zum Sattel zwischen den beiden Schinder-Gipfeln. Achtung: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich!

Das Fensterl am Schindertor.

Hier offenbart sich uns der Blick auf die Südseite des Schinders. Wir erkennen den Guffert (2195m), die Unnütze (2007m, 2075m, 2078m) und in weiter Ferne den Großvenediger (3666m). Im Tal liegt eine saftige Wiese. Idyllisch!

Bayerischer Schinder
LandDeutschland
GebirgeBayerische Voralpen
KammMangfallgebirge
Höhe1796 m
Koordinaten47°36′10″N, 11°51′06″E

Nun geht es rechts weg zum Bayerischen Schinder (1796m). Wir folgen dem Pfad, der sich erst senkt und unterhalb des Gipfels schließlich serpentinenartig ansteigt. Auch hier ist Trittsicherheit angebracht! Das Ganze zieht sich überraschend lange: Vom Sattel aus dauert es noch eine Dreiviertelstunde. Das Gipfelkreuz ist mit 130 Zentimetern dafür etwas mickrig und steckt auch sehr lose im Boden. Wir genießen die Aussicht auf den alles einnehmenden Guffert (2195m) dennoch und machen eine lange Pause.

Achtung: Konzentration!

Nach der Pause machen wir uns auf zum zweiten Gipfel der Tour: dem Trausnitzberg (1808m). Anfangs geht es über das lose Geröll und das steinige Gelände wieder steil nach unten. In genau jener Situation verliert eines unserer Mitglieder plötzlich den Halt und stürzt mit dem Rücken voraus eine steile Böschung hinunter. Zum Glück kann es sich aber im letzten Moment noch umdrehen und auf dem Hosenboden abbremsen. Das hätte auch anders ausgehen können. Wir sind gewarnt!

Die idyllische Wiese mit dem markanten Guffert im Hintergrund.

Trausnitzberg
AliasÖsterreichischer Schinder
LandÖsterreich
GebirgeBayerische Voralpen
KammMangfallgebirge
Höhe1808 m
Koordinaten47°36′03″N, 11°51′40″E

Wieder am Sattel angekommen geht es dieses Mal in die entgegengesetzte Richtung. Nach wenigen Minuten treffen wir auf eine weitere drahtseilversicherte Stelle. Hier geht es den steilen Fels hinauf. Wir meistern die Hürde. Von nun an marschieren wir durch unzählige Latschen locker bis zum Gipfel des Trausnitzbergs (1808m). Wir tragen uns ins Gipfelbuch ein und machen eine weitere lange Pause unter den sengenden Strahlen der Sonne, während wir den Blick auf das Hintere Sonnwendjoch (1986m), den Großglockner (3798m) und den Guffert (2195m) genießen. Auch die Zugspitze (2962m) lässt sich von hier manchmal erkennen.

Abstieg

Von nun an geht es nur noch bergab. Nach einer Dreiviertelstunde Abstieg erreichen wir die Trausnitzalm (1442m). Der Weg bis hierher ist steinig, aber nicht schwer. Die Alm ist nur an manchen Wochenenden bewirtschaftet, übernachten ist nicht möglich. Die Gegend lädt aber immer zu einer Pause ein. Wir wollen jedoch schnellstmöglich nach unten und gehen weiter. Ab hier ist der Weg leicht — und wegen zahlreicher Flüsschen auch idyllischer — und daher erreichen wir nach insgesamt sechs Stunden und 15 Minuten (einschließlich Gipfelrast) unser Auto. Wir kneipen noch eine Runde durch den Fluss, ehe wir den Tag in der Moni-Alm (entlang der Mautstraße) ausklingen lassen.

Bildergalerie: Bayerischer Schinder & Trausnitzberg

Fazit

Die Überschreitung der Schinder ist eine sehr kurzweilige Tour. Der Aufstieg über das Kar ist fordernd aber machbar und macht spätestens ab dem Tor auch viel Spaß. Oben angekommen bietet sich zwischen den Gipfeln immer ein toller Blick auf die umliegenden Berge und auch der Weg bleibt weiterhin anspruchsvoll. Der Abstieg über die Trausnitzalm schlussendlich ist sehr angenehm und ein guter Ausklang für die müden Beine. Nicht empfehlenswert ist meiner Meinung nach der Abstieg über das Kar, da dieser Weg doch sehr steil, steinig und fordernd ist.

Alternativ kann die Route auch über die Südseite bestiegen werden (Ritzelbergalm oder Erzherzog-Johann-Klause). Dieser Weg ist sehr einsam und wird kaum begangen.

StationenDistanzDifferenzZeit
Forsthaus Valepp
→ Bayerischer Schinder ✝ +4,8 km953 m ↑5 m ↓+2h 45m
→ Trausnitzberg ✝ +0,9 km134 m ↑122 m ↓+1h 15m
→ Trausnitzalm +1,4 km1 m ↑367 m ↓+0h 45m
→ Forsthaus Valepp +3,8 km5 m ↑599 m ↓+1h 10m
Gesamt 10,9 km1093 m ↑1093 m ↓5h 55m