Wir haben mehrere Berichte zum Krottenkopf (2086m) in den Bayerischen Voralpen:

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Der Blick vom Zunterweidkopf auf den Wörnerkopf und den Wörner.

Im Schatten der Zweitausender

Auf Zunterweidkopf und Wörnerkopf


26. Mai 2012 • Autor: red.


Übersicht

Der vorliegende Bericht beschreibt unsere Karwendelwanderung zum Zunterweidkopf und zum Wörnerkopf. Von Mittenwald aus schlagen wir uns dabei bis zur Rehbergalm durch, dann hinauf auf den Zunterweidkopf und anschließend über einen tollen Grat zum Wörnerkopf. Oben angekommen genießen wir einen fantastischen Blick. Im Abstieg folgen wir bis zur Rehbergalm derselben Route, nehmen dann aber eine nördlicher abweichende Strecke zurück zum Ausgangspunkt.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 26

Die Ankunft in Mittenwald

Langsam rollt der Zug in Mittenwald (910m) ein. Zahlreiche Wanderer, bewaffnet mit ihren Trekking-Stöcken, zupfen ein letztes Mal an ihren Rucksäcken, ehe sie sich aus den Wagons schwingen und in alle Herren Richtungen auseinanderstieben. Auch wir verlassen den Zug, um mal wieder einen Gipfel im wunderhübschen Karwendel zu besteigen: den Zunterweidkopf (1810m). Dieser Berg erscheint uns als gute Wahl, da er Ende Mai schneefrei ist – zumindest sollte er das sein – und da er doch etwas abseits des großen Touristikzentrums Garmisch-Partenkirchen liegt. Somit steht einer entspannten Tour eigentlich nichts mehr im Wege.

Der Bahnsteig in Mittenwald.

Ein traumhaftes Frühlingswetter empfängt uns am Bahnsteig von Mittenwald.

Unterwegs zum Fuße des Berges

Zunächst verlassen wir den Bahnsteig in nördlicher Richtung und wenden uns sogleich nach Osten, wo die drei Linderspitzen (2372m, 2239m, 2304m) und die Westliche Karwendelspitze (2385m) spektakulär dem Himmel entgegen ragen. Solch einen imposanten Gipfelstock sieht man wirklich selten. Doch unser Weg führt uns nicht zu diesen in Schnee gehauchten Monstern, sondern etwas weiter nach Norden. Wie gesagt, heute wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen. Wir spazieren also weiter über die Teerstraßen von Mittenwald, überqueren die mintgrün schimmernde Isar und biegen nach Norden ab. Hier geht es vorbei an den Kasernen sowie an einem kleinen Bächlein, ehe wir uns wieder nach Osten wenden, eine Brücke unterqueren, und somit den Einstieg zu unserer Wandertour erreichen.

Die ersten Meter durch den Forst

Nach einem letzten Blick auf die Übersichtskarte, die am Fuße des Berges steht, biegen wir nach Süden ab. Denn wir wollen den Zunterweidkopf (1810m) über die Südroute erklimmen. Also folgen wir zunächst der Forststraße, passieren einen kleinen Wanderparkplatz und biegen letztlich auf einen schmalen Trampelpfad ein. Von nun an führen uns Serpentinen elegant nach oben. Der Weg ist schmal, aber gut zu begehen, und so kommen wir gut voran. Zwischen dem Blättermeer an den Bäumen blitzt immer wieder mal der ein oder andere imposante Gipfel hervor. Schon jetzt zeigt sich diese Tour von ihrer besten Seite.

Und horch! Da sprudelt es silberhell ...

Nach wenigen Minuten endet der Trampelpfad und wir finden uns auf einem breiten Weg wieder, der uns langsam bergauf führt. Von nun an wird unser Blick immer öfter nach rechts gezogen. Denn hier zeigen sich uns nicht nur die markanten Karwendelgipfel, die wir bereits vom Bahnhof in Mittenwald ehrfürchtig begutachten durften, sondern auch ein süßes Rauschen klingt an unsere Ohren. Ein Blick nach unten offenbart den Gassellahnbach, der tief unter uns vorbeiplätschert. Doch je weiter wir voranschreiten, desto näher kommt das Bächlein an uns heran. Letztlich kommt es, wie es kommen muss. Wir dürfen sogar einige Zeit direkt an dem glasklaren Bächlein entlang spazieren. Weit und breit ist keine Menschenseele in Sicht, Natur pur, nur das Rauschen des Wassers schwebt durch die Luft. Traumhaft!

Der Gassellahnbach im Karwendel.

Der sprudelnde Gassellahnbach begleitet uns im Aufstieg.

Schinderei im Walde

Nach einer kleinen Weile biegt unser Weg schließlich links ab und führt uns weg von dem kraftvoll sprudelnden Bach. Wer hier nicht abbiegt, kann Richtung Hochlandhütte (1623m) weiterwandern. Wie gesagt, wir machen das nicht. Nach wenigen Minuten genehmigen wir uns eine kurze Verschnaufpause – immerhin sind wir bereits eineinhalb Stunden nonstop unterwegs – und setzen alsbald unseren Weg fort. Dieser führt uns nun relativ unspektakulär durch den Wald nach oben. Die Serpentinen sind steil und kurz, und so fangen die Waden schon etwas zu brennen an. Immerhin blitzt im Süden immer wieder mal die imposante Bergkette mit ihren beeindruckenden Zweitausendern hervor.

Die Rehbergalm

Nach insgesamt zweieinhalb Stunden lichtet sich plötzlich der Wald und wir erreichen eine Alm. Nach jedem Schritt, den wir machen, quillt Wasser aus der Erde empor. Das Gras ist bräunlich, und es fühlt sich an, als würde man auf einem Schwamm gehen. Ja, wir sind uns sicher: »Hier lag vor kurzem noch Schnee!« Ein Schild verkündet uns schließlich, dass wir auf dem Rehberg (1610m) sind. Auch wenn der Rehberg kein richtiger Gipfel ist, so ist die Aussicht von hier oben einfach nur beeindruckend. Wir können weit nach Westen und Norden blicken. So erhaschen wir nicht nur einen tollen Blick auf das Wettersteinmassiv, sondern auch auf die Soierngruppe und das Estergebirge.

Die letzten Meter ... halt, doch nicht

Nachdem wir den Ausblick genossen haben, werfen wir nochmal einen Blick auf die Wegweiser. Ein Pfeil deutet Richtung Wörnersattel mit einer Zeitangabe von einer Stunde und 45 Minuten. Das ist der Weg, den wir gehen müssen, wenn wir den Zunterweidkopf (1810m) erreichen wollen. Denn dieser liegt genau zwischen der Rehbergalm (1565m) und dem Wörnersattel. Der Weg führt uns steil einen bewaldeten Hang hinauf, und tatsächlich erblicken wir hier unser erstes kleines Schneefeld. Dieses passieren wir ohne Probleme. Schließlich erreichen wir eine Erhebung. Nun sind wir etwas verwirrt. Ist das hier schon der Gipfel? Wenn ja, warum gibt es hier kein Gipfelkreuz oder irgendein Schild? Wir entscheiden uns weiterzugehen, um sicher zu sein, den Gipfel des Zunterweidkopf auch wirklich erreicht zu haben. Nach wenigen Metern taucht zwischen den Bäumen plötzlich eine beachtliche Erhebung vor uns auf: der Zunterweidkopf. Der Hügel von gerade eben war also doch noch nicht der Gipfel. Noch einmal Glück gehabt!

Bildergalerie: Zunterweidkopf & Wörnerkopf

Der Kampf gegen den Schnee

Allerdings gibt es da ein Problem: der Gipfelaufbau des Zunterweidkopf (1810m) ist unter einem weißen Tuch aus Schnee verhüllt. Darüber hinaus sind hier keine Wegmarkierungen zu erkennen, was nicht verwunderlich ist. Der Winter hat hier anscheinend ordentlich gewütet und viele Markierung, wie zum Beispiel Pfosten, umgeworfen. Doch Lamentieren bringt auch nichts, und so machen wir uns daran, das Problem des Aufstiegs konstruktiv zu lösen. Gemeinsam besprechen wir die Lage und suchen eine geeignete Route durch das schienbeinhohe Schneefeld, das sich vom Gipfelaufbau herunter wälzt. Glücklicherweise haben wir unsere Trekking-Stöcke dabei – somit ist der steile Aufstieg durch den Schnee nicht ganz so dramatisch.

Endlich am Gipfel! Oder auch nicht ...

Dennoch sind wir froh, als wir endlich wieder in bewaldeteres Gebiet vorstoßen. Hier liegt kein Schnee mehr, und wir finden endlich wieder den eigentlichen Pfad. Von nun an steht dem Gipfelsturm zum Zunterweidkopf (1810m) nichts mehr im Weg. Es kann sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis wir endlich da sind. Über den steinigen Pfad geht es flott nach oben, bis wir schließlich den höchsten Punkt erreichen. Das muss der Gipfel sein! Aber erneut finden wir kein Gipfelkreuz vor. Doch zumindest haben wir von hier einen wunderbaren Ausblick auf die Soierngruppe im Norden, das Wettersteinmassiv im Westen und das Karwendel im Süden. Nichtsdestotrotz, so ein Gipfelkreuz wäre schon etwas Schönes.

Aber jetzt sind wir da! Oder auch nicht ...

Zunterweidkopf
LandDeutschland
GebirgeKarwendel
KammNördliche Karwendelkette
Höhe1810 m
Koordinaten47°27′40″N, 11°18′58″E

Erneut entscheiden wir uns, auf Nummer sicher zu gehen, und setzen den Weg gen Osten fort. Am Horizont können wir bereits den nächsten Berg sehen, den Wörnerkopf (1979m). Irgendwo zwischen hier und dort, muss also der Gipfel des Zunterweidkopf (1810m) sein. Also marschieren wir auf dem Kamm weiter. Der steinige Weg führt uns an zahlreichen Latschen vorbei, und hin und wieder kreuzt ein kleines Schneefeld unsere Route. Schließlich erreichen wir erneut einen hochgelegenen Punkt. Wir befinden uns nun auf der Spitze einer Felswand. Aber wie der Zufall es will, gibt es hier erneut kein Gipfelkreuz. Leicht gefrustet setzen wir uns erst einmal nieder und machen eine kurze Brotzeit. Dabei fällt dann auch die Entscheidung, gleich bis zum Wörnerkopf (auch bekannt als Steinkarlkopf) zu gehen.

Der Gipfel des Zunterweidkopf.

Oberhalb dieser Steilwand liegt der Gipfel des Zunterweidkopf.

Der magische Grat zum Wörnerkopf

Von nun an führt uns ein schöner, gut begehbarer Grat nach Osten, Richtung Wörnerkopf (1979m). Der Weg hier oben ist zwar etwas steinig, aber gut zu beschreiten und relativ harmlos. Links und rechts ragen immer wieder einige Latschengewächse empor, und vereinzelt treffen wir auch noch das ein oder andere kleine Schneefeld an. Je näher wir dem Wörnerkopf kommen, desto ausgeprägter werden die Schneefelder, und so müssen wir für einige Meter auf einem verschneiten Grat spazieren. Die Betonung liegt hier auf spazieren, denn das Gehen hier oben macht jede Menge Spaß. Darüber hinaus ist der Ausblick bereits jetzt fantastisch.

Der finale Anstieg

Nach wenigen Minuten erreichen wir den Gipfelaufbau des Wörnerkopf (1979m). Wir können das Gipfelkreuz bereits erblicken. Es kann sich also nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis wir auf dem höchsten Punkt angelangt sind. Der Weg wird nun etwas steiler und führt uns zwischen Felsen langsam den Berg hinauf. Der Pfad ist rau und mit Steinen übersät, aber dennoch gut zu beschreiten. Wir folgen dem Weg, der sich also nach oben schlängelt, für wenige Minuten, bis das Gipfelkreuz direkt vor uns auftaucht. Wir haben es geschafft, wir stehen auf dem Gipfel des Wörnerkopf.

Der Gipfel des Wörnerkopf.

Der Wörnerkopf ist zu unserer Erleichterung eindeutig zu erkennen.

Auf dem Gipfel des Wörnerkopf

Wörnerkopf
AliasSteinkarlkopf
LandDeutschland
GebirgeKarwendel
KammNördliche Karwendelkette
Höhe1979 m
Koordinaten47°27′31″N, 11°19′56″E

Ursprünglich wollten wir ja gar nicht so weit gehen, aber da wir den Gipfel des Zunterweidkopf (1810m) nicht eindeutig ausmachen konnten, sind wir nun doch bis hierher gewandert – und es hat sich gelohnt! Der Ausblick vom Wörnerkopf (1979m) ist absolut atemberaubend. Im Süden ragen die Zweitausender des Karwendel direkt vor uns dem Himmel entgegen. So sehen wir hier unter anderem den markanten Wörner (2476m), der von hier aus über den Wörnersattel erreichbar wäre. Aber auch die anderen Zweitausender, die uns auf dieser Tour stets begleitet haben, können wir von hier aus genau begutachten: die Großkarspitzen (2420m, 2289m), die Schönbergspitze (2294m), die Tiefkarspitze (2431m) und die Westliche Karwendelspitze (2385m). Im Westen sehen wir den Talort Mittenwald, sowie die Ausläufer des Wettersteinmassives. Im Nordwesten erkennen wir unseren alten Freund, den Krottenkopf (2086m), sowie den Barmsee. Im Norden erstreckt sich die Soierngruppe mit ihren idyllischen Gipfeln. Und im Osten, da sehen wir die Kampenleitenspitze (1921m) sowie die Raffelspitze (2323m). Solch ein fantastisches Panorama sieht man selten, und das schöne Wetter verleiht diesem Moment den letzten Schliff von Perfektion.

Rückweg über den Zunterweidkopf

Nach einer anständigen Brotzeit machen wir uns auf den Rückweg. Lustigerweise sehen wir nun, als wir den Blick über den Grat schweifen lassen, den Gipfel des Zunterweidkopf (1810m). Doch je näher wir eben diesem Gipfel auf unserem Rückweg kommen, desto schwerer ist er für uns auszumachen. Eine fantastische optische Täuschung. Immerhin sind wir uns nun zumindest absolut sicher, dass wir auf eben jenem Gipfel auch wirklich waren. Somit ist die Wanderung ein voller Erfolg und wir können guten Mutes den Abstieg zur Rehbergalm (1565m) wagen.

Auf dem Holzweg

Bei der Rehbergalm (1565m) angekommen, haben wir nun die Qual der Wahl. Sollen wir über denselben Weg, den wir für den Aufstieg genutzt haben, nach Mittenwald zurückkehren? Oder ist eine Rundtour, nördlich am Schwarzkopf (1591m) vorbei, nicht doch die interessantere Wahl? Wir sind experimentierfreudig und entscheiden uns für den Rundweg. Ein fataler Fehler. Denn während auf den ersten Metern nach der Rehbergalm der Weg noch gut markiert ist, wird der Pfad immer undurchsichtiger. Plötzlich stehen wir mitten im Wald und der Weg ist zu Ende. Anscheinend haben wir die richtige Abzweigung versäumt. Von nun an müssen wir mit voller Konzentration durch den Wald hinuntersteigen. Das ist äußerst anstrengend und nervenaufreibend. Doch zu guter Letzt stoßen wir wieder auf unseren Forstweg am Fuße des Berges und erreichen nach insgesamt achteinhalb Stunden (inklusive Pausen) wieder unseren Ausgangspunkt: Mittenwald.

Der Abstieg nach Mittenwald.

Verirrt? Im Abstieg finden wir den richtigen Weg nicht.

Zusammenfassung

Die Tour zum Wörnerkopf über den Zunterweidkopf ist eine wunderschöne, idyllische Tour fernab der Zivilisation. Landschaftlich wird dem Wanderer hier einiges geboten, unter anderem die markanten Bergspitzen des Karwendel im Süden, erquickende Blicke aufs Wettersteinmassiv im Westen und die Bayerischen Voralpen im Norden, glasklare Bäche, unberührte Wälder, Almen und vieles mehr. Erstaunlich, dass sich hierhin nicht mehr Wanderer verirren. Der Weg ist bis zur Rehbergalm problemlos zu beschreiten, und auch darüber hinaus stößt man hier auf keine ernstzunehmenden Probleme. Einzig die Schneefelder unterhalb des Zunterweidkopf (bis Ende Mai) machen die Sache etwas komplizierter. Diese lässen sich aber auf der Alternativroute über den Wörnersattel notfalls auch vermeiden. Schlägt man sich dann bis zum Gipfel des Wörnerkopf durch, wird man mit einem fantastischen Panorama belohnt. Beim Abstieg ist es wichtig, jenseits der Rehbergalm nicht vom rechten Weg abzukommen. Die Markierungen sind hier etwas spärlich gesetzt und teilweise schwer zu finden.

StationenDistanzDifferenzZeit
Bahnhof Mittenwald
→ Rehberg +6,5 km750 m ↑50 m ↓+2h 10m
→ Zunterweidkopf ✝ +0,8 km200 m ↑0 m ↓+1h 05m
→ Wörnerkopf ✝ +1,3 km190 m ↑21 m ↓+1h 25m
→ Bahnhof Mittenwald +8,2 km71 m ↑1140 m ↓+3h 10m
Gesamt 16,8 km1211 m ↑1211 m ↓7h 50m