Die Tutzinger-Hütte in den Bayerischen Voralpen.

Im Schatten der Benediktenwand

Hüttentest: Die Tutzinger Hütte


01. Mai 2016 • Autor: red.


Einführung

Die Tutzinger Hütte (1327m) gehört zu den beliebtesten DAV-Hütten in den Bayerischen Alpen. Von April bis Oktober sowie in den Weihnachtsferien hat die moderne Herberge am Fuße der Benediktenwand (1801m) ihre Pforten für Genusswanderer und Alpenüberquerer, Mountainbiker und Kletterenthusiasten geöffnet. Nach mehreren Renovierungen und Erweiterungen wurde die ursprüngliche Hütte im Jahr 2001 durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzt, der aktuell Platz für 91 Übernachtungsgäste bietet. Diese kommen vor allem von Benediktbeuern herauf. Der schnellste und leichteste Zustieg führt von dort über die Kohlstattalm (2½ h). Vor allem Mountainbiker wählen diese Route, da sie größtenteils über breite Forststraßen führt. Ebenfalls unschwierig, landschaftlich aber etwas reizvoller ist der Anstieg von Benediktbeuern über das Lainbachtal und die Söldneralm (2½ h). Wer es hingegen etwas anspruchsvoller mag, kann die Hütte auch von Kochel am See über die Staffelalm (4h), von Jachenau über die Lainlalm (4h), oder von Lenggries über den Rotöhrsattel (5h) erreichen .

Lage

Die Tutzinger Hütte ruht auf einem kesselförmigen Plateau direkt im Schatten der imposanten Benediktenwand (1801m). Aufgrund ihrer zentralen Lage in den Bayerischen Voralpen ist die Herberge nicht nur eine klassische Station für alle, die auf dem Maximiliansweg oder dem Traumpfad München-Venedig unterwegs sind, sondern sie dient auch als Stützpunkt für viele kürzere Ausflüge. Mit den Achselköpfen (1710m), der Probstenwand (1589m), dem Hennenkopf (1613m), dem Latschenkopf (1712m) und dem Rabenkopf (1555m) befinden sich gleich mehrere lohnende Wanderziele in unmittelbarer Nähe der Herberge. Darüber hinaus kommen auch Kletterer rund um die Tutzinger Hütte auf ihre Kosten. Mehr als ein Dutzend Kletterrouten (UIAA III bis UIAA VII+) ziehen sich durch die Benediktenwand-Nordwand.

Die Tutzinger Hütte im Schatten der Benediktenwand.

Majestätisch thront die Benediktenwand über der Tutzinger Hütte (unten rechts).

Bewirtung

Wer nach einer langen Tour wieder neue Kraft tanken will, ist an der Tutzinger Hütte genau richtig. Neben einer außergewöhnlich umfangreichen Getränkeauswahl steht den Gästen eine abwechslungsreiche Palette an Suppen, Brotzeiten und warmen Speisen zur Auswahl. Bei der Zubereitung der Bayerischen und Tiroler Spezialitäten legt das Hüttenteam großen Wert auf die Verwendung von regionalen Produkten. Persönlich können wir uns nur für die Käsespatzen verbürgen, die jedoch hervorragend gemundet haben. Wer ein Zimmer mit Halbpension gebucht hat, kann sich am nächsten Morgen – zwischen 07:00 Uhr und 08:30 Uhr – zudem noch an einem reichhaltigen Frühstücksbuffet erfreuen, das unter anderem mit frischem Brot, Wurst, Käse, diversen Brotaufstrichen, Joghurt und Müsli aufwarten kann. Ein besonderes Lob verdient das Hüttenteam rund um Hans und Elke, das sich selbst bei größtem Trubel fürsorglich um seine Gäste kümmert.

Update

Hans und Elke sind mittlerweile nicht mehr auf der Tutzinger Hütte anzutreffen. Seit Mai 2018 wird die beliebte Herberge von einem neuen Hüttenteam bewirtschaftet: Thomas, Sabine und Tini.

Ausstattung

Da die Tutzinger Hütte in ihrer jetzigen Form erst 2001 fertiggestellt wurde, macht die Ausstattung einen erfreulich modernen Eindruck. Das Herz der Herberge ist zweifelsohne die geräumige, rustikale Gaststube, die dank einer Fußbodenheizung selbst im Winter gemütlich warm ist. Wenn die Witterung es zulässt, kann man seine Brotzeit aber auch auf der kleinen Sonnenterrasse genießen und dort mit etwas Glück einen Blick auf die Steinböcke erhaschen, die rund um die Benediktenwand (1801m) ihr Unwesen treiben. Übernachtungsgäste können sich zudem auf ein gemütliches und sauberes Schlafquartier freuen. Die 91 Schlafplätze verteilen sich auf mehrere Vier- und Achtbettzimmer sowie auf ein großes Lager. Obwohl die Lager etwas preiswerter sind, überzeugen die Zimmer mit deutlich mehr Komfort, Ruhe und Privatsphäre. Ein Lob verdienen auch die Waschräume, die nicht nur erstaunlich modern eingerichtet sind, sondern auch mit kostenlosen Warmwasser-Duschen aufwarten können. Speziell nach einer langen Wintertour möchte man diesen Luxus nicht mehr missen!

Ein Zimmer auf der Tutzinger Hütte.

Hell, sauber und gemütlich: Auf den Zimmern der Tutzinger Hütte fühlt man sich wohl!

Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass die Hütte dem steigenden Besucherandrang nicht ganz gewappnet ist. So fällt zum Beispiel der Trockenraum leider viel zu klein aus. Bei unserem Besuch konnten wir uns in dem kleinen Kämmerchen kaum umdrehen und hatten Probleme, einen freien Fleck für unsere durchtränkten Stiefel und Klamotten zu finden. Auch in der Gaststube kann es – speziell in der Hauptsaison – schnell eng werden.

Fazit

Die Tutzinger Hütte gehört zweifelsohne zu den besten und modernsten Hütten, die der DAV zu bieten hat. Sie besticht nicht nur durch ihre gute Lage, sondern auch mit einem netten Hüttenteam, köstlichem, regionalem Essen, und einer erfreulich zeitgemäßen Ausstattung. Wer die Nacht auf der Hütte verbringen will, sollte den Aufpreis für ein Zimmer nicht scheuen. Hier gibt es im Vergleich zum Lager für einen kleinen Aufpreis deutlich mehr Komfort und Ruhe. Dank der einfachen Zustiege und der kinderfreundlichen Ausstattung lohnt sich der Besuch auch für junge Familien. Die immense Popularität der Hütte hat jedoch auch ihre Schattenseiten. So stoßen in der Hauptsaison nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch die Wirtsleute gelegentlich an ihre Grenzen.