Wir haben mehrere Berichte zum Grouse Mountain (1231m) in den North Shore Mountains:

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Das Grouse Mountain Skyride.

Die zweite Etappe des Baden-Powell Trail

Vom Lynn Canyon zum Grouse Mountain


17. Januar 2015 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die zweite Etappe des Baden-Powell Trail (BPT) in den North Shore Mountains bei Vancouver. An einem regnerischen Mittag beginne ich meine Wanderung an der Lynn Valley Suspension Bridge. Von dort führt mich ein abwechlungsreicher Weg durch den dichten Nadelwald, bis ich schließlich nach einigen Stunden mein Tagesziel, den Fuß des Grouse Mountain, erreiche.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: Download

Ein regnerischer Tag am Lynn Canyon

Es ist ein regnerischer Tag, als mich der Bus mittags an der Peters Road (165m) in North Vancouver absetzt. Von hier aus beabsichtige ich, heute die zweite Etappe des Baden-Powell Trail (BPT) in Angriff zu nehmen, die mich vom Lynn Canyon bis zum Fuße des Grouse Mountain (1231m) bringen soll. Gemeinsam mit ein paar anderen Touristen schlendere ich zunächst über die Pfützen der Park Road hinunter zum Lynn Canyon. Der große Parkplatz entlang des Weges ist heute fast wie ausgestorben – aber bei diesem Wetter ist das auch kein Wunder.

Die Lynn Canyon Suspension Bridge.

An der Lynn Canyon Suspension Bridge setze ich meine Wanderung auf dem BPT fort.

Nach wenigen Minuten erreiche ich schließlich die beeindruckende Lynn Canyon Suspension Bridge, die sich straff über den reißenden Lynn Creek spannt. Gestern stand ich schon einmal genau an dieser Stelle, nämlich als ich meine erste Etappe auf dem BPT beendete. Heute soll es nun nahtlos weitergehen.

Ein verkehrsreiches Intermezzo

Direkt neben der wackligen Hängebrücke führen ein paar hölzerne Stufen nach unten und leiten die zweite Etappe ein. Vom vielen Regen ist Untergrund hier etwas rutschig, aber es könnte schlimmer sein – wie ich nur wenig später feststelle. Nachdem ich die Stufen schnell hinter mir gelassen habe, führt mich nun ein kleiner Trampelpfad in nördlicher Richtung am sprudelnden Wasser des Lynn Creek entlang. Die Aussicht ist hier zwar gar nicht mal so schlecht, der Untergrund aber umso mehr. Der Boden ist vom vielen Regen total aufgeweicht und matschig, und mehr als einmal muss ich aufpassen, meine Schuhe nicht im Morast zu verlieren. Da bin ich froh, als nach wenigen Minuten der Weg nach links abbiegt und mich über einige hölzerne Treppenstufen einen Hang hinauf führt.

Der Lynn Creek im Lynn Canyon Park.

Zunächst führt mich der Weg am schönen Lynn Creek vorbei.

Ich breche zwischen den Bäumen hervor und finde mich plötzlich auf einer Straße wieder: der Lynn Valley Road. Hier wird der BPT kurz unterbrochen. Auf der vielbefahrenen Straße wende ich mich deshalb nach Norden und spaziere einige Kilometer vor mich hin. Mit einem Outdoor-Abenteuer hat das natürlich nicht mehr allzu viel zu tun. Statt mit der Wildnis und den Elementen kämpfe ich nun mit dem Straßenverkehr. Auf der kurvenreiche Straße rasen unzählige Autos an mir vorbei, und etwas mulmig wird mir dabei schon. Aber da muss ich durch, denn leider gibt es keine direkte Verbindung zum nächsten Teil des BPT, geschweige denn einen Bürgersteig. Nach wenigen Minuten auf der Lynn Valley Road ist es aber dann endlich geschafft. Ich erreiche die riesigen Parkplätze des Lynn Headwaters Overflow. Wie es scheint, zieht diese Attraktion selbst beim schlechtesten Wetter eine Unmenge an Touristen an. Ich bin erstaunt!

Der steile Weg zum Mountain Highway

Direkt neben dem Parkplatz geht der BPT dann endlich weiter. Eine nahezu endlos erscheinende Serie aus hölzernen Treppen schlängelt sich hier nun zäh den Hang hinauf. Doch Jammern hilft nichts, da muss ich durch! Und so quäle ich mich nun Schritt für Schritt langsam über die unzähligen Stufen nach oben. Nach wenigen Minuten ist es dann aber auch schon geschafft und ich erreiche erschöpft das Ende dieses kräftezehrenden Abschnittes. Glücklicherweise wird der Weg ab hier zunächst wieder etwas entspannter und führt mich ohne größere Steigungen durch den dichten Nadelwald der North Shore Mountains.

Als es schließlich wieder einige Höhenmeter bergauf geht, hole ich eine andere Wandergruppe ein. Auch sie wollen heute noch bis zum Fuße des Grouse Mountain (1231m) wandern. Ein Stein fällt mir vom Herzen! Es ist immer gut zu wissen, dass auch noch andere Leute in der Gegend sind, falls unvorhergesehen etwas passieren sollte. Da die Wandergruppe allerdings relativ langsam unterwegs ist, lasse ich sie bald hinter mir zurück. Immerhin will ich noch vor dem Sonnenuntergang mein Ziel erreichen.

Bildergalerie: Baden-Powell Trail (Etappe 2)

Nachdem ich etwa 45 Minuten in den Knochen habe, lichtet sich der Wald plötzlich und ich erreiche den alten Grouse Mountain Highway. Diese unscheinbare Straße dient nicht nur der Versorgung der Bergstation am Grouse Mountain (1231m), sondern ist auch der Ausgangspunkt für zahlreiche beliebte Mountainbike-Touren in der Umgebung. Ohne zu Zögern überquere ich die unbefestigte Straße und setze meinen Marsch auf dem BPT gen Westen fort.

Ein Wald voller Abzweigungen

Es geht nun erneut einen steilen Hang hinauf. Da auf diesem Abschnitt auch einige Mountainbiker unterwegs sind, ist jedoch etwas Vorsicht angebracht. Immerhin will ich hier nur ungern angefahren werden. Wachen Auges steige ich deshalb über den provisorisch gepflasterten Pfad langsam bergauf. Der BPT schlängelt sich ab hier nun relativ ereignislos knapp über den Wohngebieten von North Vancouver gen Westen. Zwar setzen einige kleine Wasserläufe, wie zum Beispiel der Kilmer Creek und der Hastings Creek, ein paar Akzente, doch ein lohnenswerter Blick über Vancouver bleibt mir vorerst verwährt. Während ich in Gedanken versunken durch den dichten Forst hetze, passiere ich unzählige Abzweigungen zu anderen Wanderwegen und Mountainbike-Strecken – ohne jedoch groß Notiz davon zu nehmen. Dabei haben einige der Nachbarwege durchaus kreative Namen, wie zum Beispiel Lower Skull, The Big Stupid, Espresso, Upper Crippler, Grannies oder Dreamweaver – um nur eine Handvoll davon zu erwähnen.

Während ich schließlich die Abzweigung zur sogenannten Powerline hinter mir lasse, lichtet sich der Wald plötzlich etwas und gibt einen Ausblick auf das Burrard Inlet und Vancouver preis. Zwar verhindern einige Zedern eine makellose Aussicht, aber dennoch freue ich mich nun wenigstens etwas mehr als Wurzeln und Stämme zu sehen. Einige Meter weiter, nördlich der Prospect Road, wartet ein noch besserer Aussichtspunkt auf mich. Für einige Augenblicke genieße ich die Aussicht, anschließend passiere ich die beiden grünen Wassertürme am Wegesrand und wende mich einer Brücke zu. Diese spannt sich über das rauschende Wasser des Mosquito Creek.

Der Mosquito Creek am Baden-Powell Trail.

Auf halber Strecke führt mich der BPT über den Mosquito Creek.

Auf der andern Seite des Creeks biege ich kurz nach rechts ab und folge dem Weg einen kleinen Hang hinauf. Während ich hier ein großes Haus links liegen lasse, lichtet sich der Wald noch einmal und ermöglicht einen ungestörten Blick aufs ferne Vancouver. Nicht schlecht! Doch mich zieht es gleich weiter. Der Weg biegt nun um eine scharfe Rechtskurve und steigt merklich an. Doch der Anstieg dauert nicht lange und ich erreiche eine alte Straße sowie einen Parkplatz nördlich des Skyline Drive.

Die zerstörte Brücke

Hier beginnt nun der letzte Abschnitt der zweiten Etappe. Ich folge dem Weg nach Westen wieder in den dichten Wald hinein und kämpfe mich über allerlei Wurzelwerk langsam bergauf. Die Steigung ist zwar spürbar, aber im Großen und Ganzen relativ moderat. Nur die Navigation macht mir hier stellenweise etwas zu schaffen. Nicht immer sind die orangen Wegmarken an den Bäumen gut zu erkennen. Aber mit etwas Konzentration finde ich mich gerade noch zurecht.

Schließlich kreuzen zwei kleine Bäche meinen Weg. Während der East MacKay Creek mir keine großen Mühen bereitet, habe ich ein paar Sorgen, was den West MacKay Creek betrifft. Bei meiner Recherche zu dieser Tour fand ich einen Hinweis, dass die Brücke über diesen Bach bei einem Erdrutsch zerstört wurde. Da ich hier noch nie zuvor unterwegs war, kann ich nicht beurteilen, wie problematisch der Verlust dieser Brücke ist. Muss ich eventuell durch das Wasser waten? Ist das überhaupt möglich? Oder muss ich gar umkehren?

Der West MacKay Creek am Baden-Powell Trail.

Der Übergang über den West MacKay Creek wurde von einem Erdrutsch weggerissen.

Als ich schließlich den West MacKay Creek erreiche, fällt mir ein Stein vom Herzen. Zwar wurde die Brücke wirklich fortgeschwemmt – die Überreste kann ich noch im Flussbett erkennen – dennoch ist die Überquerung des Wasserlaufes kein Problem. Kaum einen Meter breit und nur wenige Zentimeter tief fließt hier das Wasser über den steinigen Berghang hinab. Mit zwei beherzten Schritten auf größere Felsbrocken im Flussbett kann ich den Bach sogar trockenen Fußes hinter mir lassen. Puh, nochmal Glück gehabt!

Die letzten Meter

Da der Weg nun endgültig beginnt abzufallen, weiß ich, dass das Ende der zweiten Etappe nicht mehr weit sein kann. Über den wurzelreichen Boden arbeite ich mich langsam nach Westen vor und stoße schließlich auf die Abzweigungen zum Grouse Grind und zum BCMC Trail. Mittlerweile tönt auch das Knattern von Motoren an mein Ohr. Nur einige Augenblicke später lichtet sich der Wald, und die Talstation des Grouse Mountain Skyrides taucht vor mir auf. Insgesamt habe ich für die 10 Kilometer vom Lynn Canyon bis hierher gerade einmal zwei Stunden und 45 Minuten gebraucht. Gar nicht mal so schlecht!

Die Talstation des Grouse Mountain Skyrides.

Die zweite Etappe endet an der Talstation des Grouse Mountain Skyrides.

Zum Abschluss der gelungenen Wanderung gönne ich mir ein erfrischendes Getränk in der Seilbahnstation und beobachte für einige Minuten, wie die vollbeladenen Kabinen auf den Stahlseilen zum Grouse Mountain (1231m) hinauf sausen. Anschließend bringt mich mein Bus zurück zum Lonsdale Quay, wo ich den Tag gebührend ausklingen lasse.

Die An- und Abreise mit dem öffentlichen Nahverkehr

Die Anreise zur zweiten Etappe des BPT lässt sich von Downtown Vancouver bequem per Bus unternehmen. Um zum Lynn Canyon zu gelangen, nimmt man zunächst den Seabus zum Lonsdale Quay in North Vancouver. Von dort geht es mit dem Bus #229 bis zur Peters Road. Von dort ist es nicht mehr weit zum Lynn Canyon.

Um vom Grouse Mountain am Ende der zweiten Etappe des BPT wieder zurück nach Downtown Vancouver zu kommen, bietet sich erneut eine Busfahrt an. Von der Talstation des Skyrides kann man den Bus #236 hinunter zum Lonsdale Quay nehmen und anschließend mit dem Seabus wieder über das Burrard Inlet nach Downtown Vancouver übersetzen.

StationenDistanzDifferenzZeit
Peters Road
→ Lynn Canyon Sus. Bridge +0,6 km 0 m ↑ 40 m ↓+0h 10m
→ Lynn Headw. Overflow +2,0 km 70 m ↑ 0 m ↓+0h 20m
→ Mountain Highway +1,1 km100 m ↑ 0 m ↓+0h 15m
→ Mosquito Creek +3,8 km170 m ↑130 m ↓+1h 00m
→ Talstation Grouse Skyride +2,7 km210 m ↑170 m ↓+0h 55m
Gesamt 10,2 km550 m ↑340 m ↓ 2h 40m