Wir haben mehrere Berichte zur Kramerspitze (1985m) in den Ammergauer Alpen:

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Wir haben mehrere Berichte zur Zugspitze (2962m) im Wetterstein:

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Die Gipfel der Kramergruppe.

Einmal quer durch die Kramergruppe

Windstierlkopf, Krottenköpfel und Hirschbichel


03. Oktober 2015 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Text beschreibt die Durchquerung der Kramergruppe in den Ammergauer Alpen. Unsere Wanderung beginnt am frühen Morgen im verschlafenen Graswang. Von dort führt uns ein einsamer Weg zunächst über die Kuhalm hinauf zum Gipfel des Windstierlkopf. Nach einer kurzen Brotzeit an der nahegelegenen Enning-Alm folgen mit dem unscheinbaren Krottenköpfel und dem markanten Hirschbichel noch zwei weitere Gipfelerfolge. Anschließend geht es über die Stepbergalm und das Gelbe Gwänd hinab nach Untergrainau.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 5

Nachts im Ammergebirge

Unaufhaltsam fressen sich die Scheinwerfer durch die Finsternis. Seitdem wir die kleine Ortschaft Ettal vor einigen Minuten passiert haben, ist hier draußen von Zivilisation nichts mehr zu spüren. Die Wälder und Wiesen liegen noch unter einem tiefschwarzen Schleier, und auch der Mond hält sich noch hinter einem dichten Wolkenteppich versteckt. Als nach einigen Minuten plötzlich die Lichter einer kleinen Siedlung vor unserer Windschutzscheibe auftauchen, tritt mein Begleiter auf das Bremspedal. Schnell schnappe ich mir meinen Rucksack und springe aus dem Wagen. Dann heult der Motor auch schon wieder auf, und mein Begleiter zischt von dannen. Alleine bleibe ich in der Dunkelheit des Ammergebirges zurück.

Ein ambitionierter Plan

Verloren stehe ich nun vor den Toren von Graswang (854m), einer kleinen Siedlung im verschlafenen Lindertal. Von hier aus möchte ich heute nach Untergrainau (750m) wandern – einmal quer durch das Kramermassiv. Unterwegs warten dabei nicht nur tosende Bäche und düstere Wälder auf mich, sondern mit dem Mittageck (1855m), dem Kieneckspitz (1943m), dem Kienjoch (1953m), dem Geißsprüngkopf (1934m), dem Windstierlkopf (1824m), dem Krottenköpfel (1780m), und dem Hirschbichel (1935m) gleich sieben selten begangene Gipfel.

Im Schein der Stirnlampe

Jetzt, um kurz nach vier Uhr morgens, ist hier draußen nichts als schwarze Leere zu erkennen. Lediglich die beiden Straßenlaternen vor der Kirche am Ortseingang sorgen für ein wenig Erleuchtung. Nachdem ich meine Stirnlampe in den Tiefen meines Rucksacks ausfindig gemacht habe, steht nächtlichen Abenteuer nichts mehr im Wege. Über eine kleine Brücke überquere ich zunächst die idyllisch rauschende Linder und betrete eine weitläufige Wiesenlandschaft. Am Wegesrand erwartet mich auch schon der erste Wegweiser, auf dem neben der Notkarspitze (1889m) auch das Kienjoch (1953m) angeschrieben ist. »Perfekt!«, denke ich mir. »Verlaufen werde ich mich heute ausnahmsweise einmal nicht!«

Grusel, Grauen, Graswang

Im kümmerlichen Licht meiner Stirnlampe steuere ich direkt den Waldrand an, der sich am Ende der Wiesenlandschaft schemenhaft abzeichnet. Doch bis ich diesen erreiche, werden noch ein paar schaurige Minuten vergehen. Denn schon bald keimt in mir die unangenehme Erkenntnis auf, dass ich hier draußen nicht alleine unterwegs bin. Obwohl ich sie in der Finsternis nicht sehen kann, besteht kein Zweifel, dass ich gerade von einer Kuhherde umzingelt werde. Aus allen Richtungen scheinen ihre Schritte auf mich zuzukommen, so dass es mir schon bald einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Zu ihren dumpfen Schritten gesellt sich das dunkle Grollen ihrer Kehlen, das von den Bergflanken laut widerhallt und mir durch Mark und Bein fährt.

Die altehrwürdige Gertrudiskapelle

Nachdem sich mein Adrenalinpegel wieder etwas eingependelt hat, setze ich meinen Weg durch die weite Wiesenlandschaft fort. Schon bald finde ich mich vor der altehrwürdigen Gertrudiskapelle wieder, die seit dem späten 17. Jahrhundert den Wiesengrund überblickt. Eigentlich würde ich mir den barocken Bau gerne genauer ansehen, doch im Moment ist es leider noch viel zu dunkel dafür. Und so setze ich meinen Marsch unbeirrt fort, bis ich endlich den Waldrand erreiche.

Die Irrfahrt beginnt

Dort taucht, kurz nachdem ich eine winzige Jagdhütte passiert habe, plötzlich eine kleine Brücke auf, die sich über einen rauschenden Gebirgsbach spannt. Ohne den Hauch eines Zweifels überquere ich die Brücke und verschwinde im finsteren Kühalpenbachtal. Dass ich noch vor der Brücke auf einen schmalen Waldpfad hätte einbiegen müssen, um zum Kienjoch-Kamm zu gelangen, wird mir erst viel später bewusst. Es ist der Beginn einer ereignisreichen Odyssee.

Im Kühalpenbachtal

Guten Mutes folge ich dem tief eingeschnittenen Kühalpenbachtal hinauf und wundere mich schon bald über den schmalen und teilweise ziemlich ausgesetzten Steig. »Wow! Der Weg ist doch anspruchsvoller als gedacht!«, fährt es mir durch den Kopf, während ich mich in der Dunkelheit durch ein paar seilversicherte Stellen taste. Nach einem kleinen Anstieg am Westufer führt mich der Steig wieder hinab zum Bachbett, welches fortan mehrmals überquert werden muss. Doch in der Dunkelheit sind die Steinmänner, die den nächsten Uferwechsel ankündigen, oft nur schwer zu erkennen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Irgendwann verliere ich den richtigen Weg aus den Augen und finde mich auf einmal mitten in einem weglosen Waldstück wieder.

Steinmänner am Kühalpenbach.

In der Finsternis sind die Steinmänner entlang des Kühalpenbachs nur schwer zu erkennen.

Die Kunst der Wegfindung

Während ich noch nach schwachen Steigspuren Ausschau halte, brummt plötzlich mein Handy. »Wie geht’s voran?«, erkundigt sich mein Begleiter per SMS. »Suboptimal. Ich glaub, ich hab mich verlaufen...«, antworte ich ihm. Wo genau ich bin, das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass irgendwo bachaufwärts die Kuhalm (1338m) – und damit auch die Zivilisation – auf mich wartet. Mit dem steten Rauschen des Kühalpenbachs im Ohr suche ich einen Weg durch das Gestrüpp, immer bergauf, bis ich nach ein paar bangen Minuten tatsächlich wieder auf ein paar schwache Steigspuren stoße.

Aufatmen an der Kuhalm

Als ich kurz darauf die malerisch gelegene Kuhalm erreiche, hat meine Irrfahrt endlich ein Ende. Bei der langen Viehtränke vor der unbewirteten Hütte stelle ich meinen Rucksack ab, krame meine Wasserflasche heraus, und beobachte, wie das erste Dämmerlicht des Tages über die umliegenden Gipfel streicht. Die Stirnlampe kann ich jetzt wieder im Rucksack verstauen, dafür wird es jetzt höchste Zeit, die Wanderkarte zu konsultieren.

Die Kuhalm am Kienjoch im Ammergebirge.

Die schön gelegene Kuhalm lädt zu einer kurzen Pause ein.

Nachdem ich mich etwas orientiert habe, greife ich mir wieder meinen Rucksack und setze meine Wanderung fort. Für ein, zwei Minuten folge ich einer breiten Forststraße nach Süden, ehe ich rechterhand auf einen kleinen Pfad einbiege, der mich zunächst durch einen lichten Bergwald führt und schließlich in einer hübschen, goldgelben Wiesenlandschaft mündet.

Plan B

Ein herrliches Alpenglühen hat sich mittlerweile über den Kienjoch-Kamm zu meiner Rechten gelegt. Hätte ich mich nicht verlaufen, könnte ich dieses Naturschauspiel nun von einem der Gipfel aus beobachten. Doch hätte, wäre, wenn: Was hilft’s? Sowohl das Mittageck (1855m) als auch den Kieneckspitz (1943m), das Kienjoch (1953m) und den Geißsprüngkopf (1934m) kann ich für heute aus meinem Tourenbuch streichen. Stattdessen nehme ich nun den Sattel zwischen dem Geißsprüngkopf und dem Windstierlkopf (1824m) ins Visier.

Der Windstierlkopf im Ammergebirge.

Ein herbstgelber Grat führt mich zum Gipfel des Windstierlkopf.

Der Windstierlkopf

Windstierlkopf
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKramergruppe
Höhe1824 m
Koordinaten47°31′50″N, 11°00′25″E

Nachdem ich einen kleinen Tümpel rechts liegen gelassen habe, steige ich über eine Kette enger Serpentinen – vorbei an dunkelgrünen Latschen und goldgelben Gräsern – langsam zu dem Sattel hinauf. Oben angekommen werfe ich nur einen kurzen Blick auf die Gipfel, die mir durch meine Irrfahrt heute verwehrt bleiben. Dann richte ich meine Augen nach Süden, wo mich mit dem unscheinbaren Windstierlkopf (1824m) ein vergleichsweise kläglicher Trostpreis erwartet. Emotionslos folge ich dem schmalen Pfad, der sich am Kamm entlang durch die goldgelbe Graslandschaft zieht und schließlich in einem dichten Latschenband verschwindet. Lediglich eine Handvoll Serpentinen müssen jetzt noch bewältigt werden, dann breche ich auch schon aus dem Latschendickicht hervor und erreiche den selten besuchten Gipfel.

Der Gipfel des Windstierlkopf.

Alleine auf weiter Flur: Nur selten verirrt sich jemand auf den Windstierlkopf.

Zu meiner Überraschung ist das Panorama von hier oben erstaunlich gut. Im Westen zeigt sich hinter dem Frieder (2053m) und dem Friederspitz (2049m) die eindrucksvolle Kreuzspitze (2185m). Im Norden reicht der Blick von der Großen Klammspitze (1924m) bis zur nicht minder imposanten Notkarspitze (1889m). Den Blick gen Osten dominiert der Vordere Felderkopf (1928m), und im Süden zeigen sich mir mit dem Krottenköpfel (1780m) und dem Hirschbichel (1935m) auch schon meine nächsten beiden Gipfelziele. Meine Stimmung beginnt sich langsam wieder zu heben.

Der Blick vom Windstierlkopf nach Westen zum Frieder und dem Friederspitz.

Im Westen habe ich die Kreuzspitz-Gruppe mit dem Frieder und dem Friederspitz im Blick.

Der Blick vom Windstierlkopf nach Norden zum Kienjoch.

Im Norden breitet sich der Kienjoch-Kamm vor mir aus.

Der Blick vom Windstierlkopf nach Osten zur Notkarspitze und dem Vorderen Felderkopf.

Im Osten zeigt sich mir neben der Notkarspitze auch der Vordere Felderkopf.

Der Blick vom Windstierlkopf nach Süden zum Hirschbichel und dem Krottenköpfel.

Im Süden habe ich meine nächsten beiden Gipfelziele ebenfalls schon im Visier.

Brotzeitpause an der Enning-Alm

Nach einer kurzen Verschnaufpause verabschiede ich mich vom Windstierlkopf (1824m) und steige über einen teils gut, teils schlecht markierten Weg hinab zur traumhaft gelegenen Enning-Alm (1544m). Im Sommer herrscht rund um die Alm ein richtiges Gewusel! Speziell bei Mountainbikern ist die urige Berghütte, die den Sattel zwischen Windstierlkopf und Krottenköpfel (1780m) ziert, ein beliebtes Tourenziel. Jetzt im Spätherbst ist es hier oben hingegen ziemlich ruhig. Nur ein junges Pärchen hat sich heute Morgen herauf gewagt und genießt nun eine kleine Brotzeit hinter der Hütte. Da auch mir mittlerweile der Magen knurrt, geselle ich mich für ein paar Minuten zu ihnen hinzu.

Die Enningalm vor dem Krottenköpfel und dem Hirschbichel.

Im Schatten des Hirschbichel und des Krottenköpfel ruht die malerische Enning-Alm.

Das nächste Ziel

Anschließend visiere ich mit dem Krottenköpfel (1780m) den zweiten Gipfel des Tages an. Nur selten verirren sich Wanderer auf die kleine, unscheinbare Erhebung im Schatten des Hirschbichel (1935m). Sehr verwunderlich ist das allerdings nicht – denn während der Pfad von der Enning-Alm zum Fuß des Berges noch relativ gut ausgetreten ist, muss man sich im Anschluss seinen eigenen Weg zum Gipfel suchen. Offizielle Wege gibt es dort keine mehr. Bei einer kleinen Geröllrinne auf der Ostflanke probiere ich mein Glück und kämpfe mich Schritt für Schritt auf dem weglosen Grashang dem Gipfel entgegen.

Bildergalerie: Windstierlkopf, Krottenköpfel & Hirschbichel

Der Sturz

Teilweise ist das Gras jedoch so hoch, dass ich nicht genau sehe, wohin ich meine Füße setze. Und so kommt es, wie es kommen muss: In einem Moment der Unachtsamkeit trete ich ins Leere, verliere meinen Stand, und rutsche einen Meter ab. Während ich noch auf allen Vieren auf dem grasigen Hang liege, wandern meine Blicke voller Furcht hinüber zum Hirschbichel (1935m). »Hoffentlich hat das keiner gesehen!«, murmle ich peinlich berührt. Doch zu meinem Glück scheint niemand auf dem Gipfel von meinem Missgeschick Notiz genommen zu haben. Und so rappel ich mich schnell wieder auf und setze meinen Aufstieg fort, als wäre nichts gewesen.

Das Krottenköpfel

Krottenköpfel
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKramergruppe
Höhe1780 m
Koordinaten47°31′06″N, 11°00′29″E

Nur kurze Zeit später ist es dann geschafft! Der Hang flacht endlich ab und ich erreiche den Gipfel des Krottenköpfel (1780m). Einen Steinmann oder gar ein Gipfelkreuz sucht man hier oben natürlich vergeblich – Wer verirrt sich schon hierher? Dennoch stelle ich meinen Rucksack zufrieden bei den Resten eines alten Weidezaunes ab und gönne mir eine kleine Gipfelpause. Speziell der Blick nach Osten, der bis zu den Zweitausendern im Estergebirge reicht, kann sich sehen lassen.

Der Gipfel des Krottenköpfel.

Weglos steige ich über einen steilen Grashang hinauf zum Krottenköpfel.

Eine letzte Hürde

Doch viel schöner ist der Ausblick natürlich vom Hirschbichel (1935m) – und so mache ich mich schon bald wieder auf den Weg, um auch dem letzten Gipfel der Tour einen Besuch abzustatten. Nachdem ich mich über wegloses Gelände vorsichtig bis zum Sattel hinabgetastet habe, entdecke ich zu meiner positiven Überraschung deutliche Wegspuren, die sich über die latschenbedeckte Nordflanke des Hirschbichel nach oben schlängeln.

Erst kurz vor dem Gipfelkreuz gerät mein Aufstieg noch einmal ins Stocken: Ein Brennnesselfeld will mir den Gipfelerfolg verwehren. Zwar versuche ich mich ohne Blessuren durch das unangenehme Grünzeug zu arbeiten, doch letztlich ist das verlorene Liebesmüh. Hätte ich mal lieber eine lange Hose angezogen!

Der Hirschbichel

Hirschbichel
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKramergruppe
Höhe1935 m
Koordinaten47°30′51″N, 11°00′43″E

Mit brennenden Schienbeinen erreiche ich schließlich den menschenleeren Gipfel des Hirschbichel (1935m). Zufrieden stelle ich meinen Rucksack ab und lasse mich auf der kleinen Holzbank unter dem Gipfelkreuz nieder. Jetzt hab ich mir eine kleine Brotzeit aber wirklich redlich verdient! Während ich mir die ein oder andere Köstlichkeit aus meinem Rucksack gönne, genieße ich das traumhafte Herbstwetter und die herrliche Aussicht.

Das Gipfelkreuz des Hirschbichel.

Der Gipfel des Hirschbichel ist mittlerweile zum Greifen nah.

Während mir im Norden noch immer das Kienjoch (1953m) hämisch entgegenlacht, habe ich im Osten die altbekannte Kramerspitze (1985m) im Blick. Direkt dahinter erheben sich die Gipfel des Estergebirges. Im Süden überblicke ich das langgezogene Wettersteinmassiv mit der Alpspitze (2628m) und der Zugspitze (2962m). Und im Südwesten habe ich nicht nur den Hohen Ziegspitz (1864m) und den Rauhenstein (1728m) im Blick, sondern auch den Daniel (2340m), der sich fern am Horizont in den leicht bewölkten Oktoberhimmel bohrt.

Der Blick vom Hirschbichel nach Norden zum Windstierlkopf und dem Vorderen Felderkopf.

Im Norden habe ich neben dem Windstierlkopf auch den Vorderen Felderkopf im Visier.

Der Blick vom Hirschbichel nach Westen.

Im Westen zeigt sich mir ein schönener, nahezu unberührter Talkessel.

Kulturschock an der Stepbergalm

Für ein paar Minuten blättere ich noch im neuen Gipfelbuch, dann heißt es Abschied nehmen. Schweren Herzens greife ich nach meinem Rucksack und beginne den Abstieg zur Stepbergalm (1592m). Während ich mich langsam auf dem schmalen Trampelpfad hinab arbeite, kommt mir auf einmal ein Wanderer entgegen... und noch einer... und dann noch einer! Urplötzlich ist es mit der Idylle vorbei! War ich in den letzten sechs Stunden praktisch mutterseelenalleine unterwegs, so muss ich mich nun an ganzen Menschenhorden vorbeischieben. Als ich kurz darauf die Stepbergalm erreiche, trifft mich endgültig der Schlag: Unzählige Wanderer bevölkern die Wiesenlandschaft, und auch die Terrasse der urigen Almhütte ist bis auf den letzten Stuhl gefüllt.

Die Stepbergalm im Ammergebirge.

Spätestens ab der Stepbergalm ist es mit der Einsamkeit vorbei.

Rasanter Sturzflug im Gelben Gwänd

Da mir der Drang gemütlich einzukehren schlagartig vergangen ist, wende ich mich ohne Umschweife dem Abstieg zu. Im Schatten der Alm studiere ich noch einmal schnell die Wanderkarte und suche die beste Route nach Untergrainau heraus. Zwar gibt es gleich mehrere Wege, die ins Tal führen, doch der Abstieg über das Gelbe Gwänd scheint mir den besten Eindruck zu machen. Eilig packe ich die Karte wieder ein und mache mich auf den Weg. Mit flinken Schritten arbeite ich mich den schmalen und teilweise doch leicht ausgesetzten Steig hinunter. Dabei lasse ich nicht nur zahlreiche andere Wanderer, sondern auch eine kleine Gedenkstätte schnell hinter mir.

Nach nicht einmal 90 Minuten ist es geschafft, und die ersten Ausläufer von Untergrainau tauchen vor mir auf. Zufrieden stapfe ich nun auch noch die letzten Meter bis zum Bahnhof hinauf, wo mein Begleiter mich bereits erwartet. Als ich zu ihm in den Wagen steige, ist die katastrophale Irrfahrt im Kühalpenbachtal, der peinliche Ausrutscher am Krottenköpfel (1780m), und das vermaledeite Brennnesselfeld am Hirschbichel (1935m) schon wieder vergessen. Stattdessen hat sich Genugtuung darüber breitgemacht, das Kramermassiv endlich erfolgreich durchquert zu haben.

Die Loisach bei Untergrainau.

Die Loisach bei Untergrainau markiert das Ende meiner Tour durch die Kramergruppe.

StationenDistanzDifferenzZeit
Graswang
→ Kuhalm +4,6 km477 m ↑ 5 m ↓+2h 00m
→ Windstierlkopf ✝ +2,7 km486 m ↑ 0 m ↓+1h 30m
→ Enning-Alm +1,5 km 0 m ↑280 m ↓+0h 30m
→ Krottenköpfel ✝ +1,2 km236 m ↑ 0 m ↓+0h 40m
→ Hirschbichel ✝ +0,7 km190 m ↑ 35 m ↓+0h 40m
→ Stepbergalm +1,3 km 0 m ↑343 m ↓+0h 30m
→ Untergrainau +5,9 km 20 m ↑862 m ↓+1h 20m
Gesamt 17,9 km1409 m ↑ 1525 m ↓ 7h 10m